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Neu im Kino: „Histoires d'amerique“ von C. Akerman

Puzzle Identität  ■  hierhi

die dre

alte

Mensche

Ein Film eine Suche. Ein Puzzlespiel. Die neue Situation der Entwurzelten, herausgerissen aus dem vertrauten Leben, geworfen in ein neues, fremdes, mit neuer Sprache, neuen Sitten, neuer Härte. Suche nach einer verloren gegangenen Identität, nach einem neuen Leben, einem, das die Erinnerung aufhebt, umdreht. Im Film heißt die unausgesprochene Frage: Gibt es ein Leben nach Auschwitz?

Zunächst einmal gibt es keins, es gibt nur die trüben Episoden des Überlebens, die kleinen Neuanfänge, abgebrochene Wiedergeburten, den Kampf gegen die neuen Lebensumstände, gegen die Orientierungslosigkeit und die Armut, die Not, gegen Hunger und Regen. Und das Land der allzeit glitzernden Lichter ist eines, wo der Neuling, besonders wenn sie eine Frau ist, es verdammt schwer haben.

Chantal Ackermanns Film-Essay über die Schwierigkeit jüdischen Lebens in der neuen Welt, in ihrer Vorreiterstadt New York, inszeniert mit Hilfe eines Stamms jüdischer Schauspieler erfundene Erinnerungen, kleine Szenen und private Legenden, wie sie das Leben gerne schriebe, wie sie jedoch nicht real sind. Sie montiert eine hinterdie nächste, wechselt die Zeitdimensionen, läßt bruchlos ihre Erzähler von den fünziger in die neunziger Jahre tauchen und schafft eine Gemeinsamkeit, auf der eine Identität wieder keimen könnte. Alle diese Erzählungen in ihrer Borniertheit und Depression, all diese Szenen aus hanebüchener Bauernschläue und ausgefuchster Täppischkeit sind Facetten dieser komplexen gemeinsamen Geschichte, aus der neues Leben wieder entstehen kann. Doch ist da noch dieser neue Kontinent mit seinen bunten Lichtern, der jeden hier gedrehten Film so dekorativ macht, der so üppig und einladend wirkt und so hart und abweisend ist. Da ist das neue Ghetto, Brooklyn, wo sich die jüdischen Immigranten sammeln, und wo sie nicht mehr weggehen, wenn sie sich nicht wirklich assimilieren und damit verlieren. Da ist der Regen und die Wärme, die entsteht, wenn der Regenschirm geteilt wird. hier de

Mann mi

Regenschir

Da schlägt der Film in seinem stillen Finale einen kleinen Purzelbaum und spürt, das Leben beginnt.

step

Cinema, 2.-4.; 9.-11. März, 18.45 Uhr

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am Tisch

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