piwik no script img

Majestätsbeleidiger?

■ Karikaturen-Ausstellung in der KKB-Bank

Es ist derzeit immer das gleiche. Da hat eine Bank einen Schalterraum, der ist groß, etwas vollgestellt, da geht man auf weichem Geläuf und überhaupt ist alles etwas edler. Und die Wand ist gestrichen, schön weiß und das beißt ja so in den Augen und weil das die armen Angestellten nicht aushalten müssen sollen, hängt man einfach was drüber. Am besten Kunst, denn damit macht man sich heute einen guten, fast mäzenatischen Namen. Kunst sells, das ist klar und auch wenn sie nicht zum Verkauf hängt, beschleunigt sie doch die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes.

Die KKB-Bank hat nun die Wand ihrer Schalterhalle in der Knochenhauerstraße voll verhängt mit hübsch gerahmten Reproduktionen von politischen Karikaturen aus den 40 Jahren bundesdeutscher Geschichte. In Zusammenarbeit mit der Dokumentationsstelle des Bundestags hat der Bundesverband der Freien Berufe 105 Karikaturen zu der Ausstellung „Bonner Majestäten - 40 Jahre Bundesrepublik Deutschland im Spiegel der Karikatur„ zusammengestellt, die den Verlauf der letzten vierzig Jahre bebil

dern sollen.

Und die Karikaturisten von Böhle (Welt) oder Hanel (FAZ) bis Haitzinger (TZ, Spiegel) oder Murschetz (Süddeutsche Zeitung, Zeit) sind Profis, sie verstehen was von ihrem Fach, daran knabbert keine Maus. Die Karikaturen sind zeichnerisch einwandfrei, nur die Auswahl etwas zahnlos. Kleine Nettigkeiten, über die sich noch keiner hat ärgern müssen, Spott der allersanftesten Art geht da durch die Jahrzehnte. Der Grundkonsens der „Demokraten“, begradigt zu einem Kasperle-Theater, in dem die überzeichneten Politiker die Rolle der plüschigen Spielpuppen übernehmen. Alles freundlich, halb so schlimm, im Spiegel dieser Karikaturen -Auswahl reduziert sich die Politik auf einen freundlichen Ringelreihen, der mit seinen sozialen Folgen aber auch nichts zu tun hat.

step

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen