KOMMENTAR: Bauernopfer
■ Neue Bildungspolitik kommt mit Narrenkappe daher
Es ist kein Geheimnis: Bremens neuer Bildungsbürger-Meister Henning Scherf hatte auf nichts weniger Lust als Bildungspolitik, als ihn im Dezember Franke-Rücktritt und Wedemeier-Loyalität in die Pflicht nahmen. Daraus aber zu schließen, Scherf werde sich mit Elefant-im-Porzellanladen –Gebaren so schnell wie möglich wieder aus dem neuen Amt verabschieden, hieße, den neuen Senator zu unterschätzen.
Der Riesenkrach, mit dem Scherf sich jetzt ins neue Amt eingeführt hat, ist ein genialer Schachzug mit Bauernopfer. Eine Bildungspolitik der Zukunft führt schließlich nur durch die Blamage ihrer Vergangenheit. Diese Blamage hat Scherf jetzt riskiert und dadurch Handlungsspielräume gewonnen. Je falscher die alten Zahlen, desto eher gibt es Raum für neue Ideen, mehr Geld, zusätzliche Mitarbeiter. Einziger Schönheitsfehler: Der geopferte Bauer heißt Thomas Franke. Aber auch das hat keiner das besser gewußt als Scherf selbst.
Klaus Schloesser
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