Friesen wie ein Buddha

■ Eishockey-Play-Off: Brutalität und Penaltyschießen beim Rosenheimer Erfolg in Köln, Düsseldorf putzt Schwenningen

Berlin (taz) - Er stand einfach da. Und tat nichts. Bewegte sich weder nach links oder rechts, fuhr nicht aus dem Tor noch legte er sich lang. In tiefer Ruhe - wie eine gemütliche Buddha-Statue - verweilte Karl Friesen auf der Linie.

Irgendwie muß das stoische Dasein des Rosenheimer Torhüters nervtötend wirken: Als es am Sonntag im ersten Halbfinale in Köln auch nach der Verlängerung Unentschieden stand und fünf verschiedene Spieler per Penalty eine Einschußmöglichkeit verschafft wurde, legten nacheinander Kwasigroch, Lupzig, Sikora und Berry den Puck wie ein Geschenk in die Fanghand. Folge: 5:4 in Köln - trotz einer langen Verletztenliste der Bayern.

Seit Sonntag jedoch liest sich auch die der Kölner recht ansehnlich: Brandl wurde von Kummer umgelegt (15.), Maild zwang Meitinger zur vorzeitigen Aufgabe (25.), Poner erlitt eine Prellung, und fünf Minuten vor der Schlußsirene streckte der mächtige Blum Kwasigroch mittels Crosscheck aufs Eis.

Derart brutal gingen die Cracks aufeinander los, daß sich Kölns Präsident Landen teilweise vorkam „wie auf dem Schlachthof“. SBR-Manager Wagener indes hatte „kein unfaires Spiel“ gesehen, auch Trainer Jano Starsi fand die Vorwürfe „lächerlich: Ganz normales Spiel mit international üblicher Härte“.

Schiedsrichter Obmann wußte angesichts der 59 Strafminuten (Rosenheim 37) nur, „wenn übergroße Härte immer mehr zum einzig taktischen Mittel wird, ist der Unparteiische überfordert“.

Das nächste Spiel in Rosenheim soll Herr Vogt pfeifen, und der zeigt schon beim klaren 14:7 der Düsseldorfer gegen Schwenningen wenig Durchblick: Grobe Stockfouls blieben ohne Folge. Gerd Truntschka war alles egal, er macht 5 Tore und incl. der Vorlagen 10 Skorerpunkte. Ähnlich gelassen will auch Udo Kießling nach Rosenheim fahren: „Wir werden ganz cool bleiben.“ Was sich auch KEC-Manager Detlef Papst merken sollte; der drohte am Sontag abend noch: „Wir zahlen mit gleicher Münze zurück.“

-thöm