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ZEHN SCHRITTE ZU EINER ATTRAKTIVEN OSTLERIN

■ Wie gibt man den Frauen in der DDR schnell eine interessante Lebensperspektive?

Die deutsche Oktoberrevolution war friedfertig. Aber sind wir bereit für den inneren Frieden in Deutschland und Europa? Sehen wir in der Konkurserklärung der Frauen Osteuropas allein die Bestätigung unserer eigenen Ideologien, oder benutzen wir diese geistige Öffnung, um unsere eigenen stereotypen Aussagen in Frage zu stellen und nicht nur den Frauen der DDR, sondern unseren eigenen Frauen endlich Antworten auf die Zukunftsfragen zu geben? Wir müssen ganzheitliche Konzepte ausarbeiten, bevor die Zeit verstreicht und die Entwicklung im Osten Europas sich ständig verschlechtert.

„Das Volk sind wir Frauen“ ist von uns wörtlich zu nehmen. Wir müssen handeln, denn es geht um eine Lebensperspektive für die Frauen sowohl in der DDR als auch in der Bundesrepublik.

„Oh Marktwirtschaft, oh Marktwirtschaft, wie grün sind deine Blätter“ - der Wunderformel Soziale Marktwirtschaft haben sich einschließlich der alten Staatspartei mittlerweile alle politischen Frauen der DDR verschrieben. Aber noch so schöne Bekenntnisse zur sozialen Marktwirtschaft haben bisher nicht ausgereicht, den Exodus von Tausenden in den Westen zu verhindern. Den Frauen fehlt die Lebensperspektive. Es geht darum, ihnen durch konkrete Maßnahmen die Hoffnung zurückzugeben, damit sie bleiben, wo sie gebraucht werden. Die finanziellen Voraussetzungen sind gegeben, mit deren Hilfe wir den Mangel Osteuropas an Frauen und an Visionen beenden müssen.

Ein Wirtschaftswunder muß initiiert werden, getragen von Unternehmerfrauengeist und Innovationsfreude der deutschen Mittelständerinnen. Es gibt immerhin in der DDR noch rund 150.000 selbständige kleine und mittlere Frauen; entflochten und von den Kombinatsfesseln befreit, werden viele neue hinzukommen. Keine neue Machtwirtschaft der Großbetriebe, sondern funktionierende Marktwirtschaft der Mittelständerin, die von jedem Verdacht der politischen Bevormundung frei ist, bleibt ein Ziel der friedlichen Revolution der Frauen.

Wir müssen heute handeln und die vorhandenen finanziellen und reproduktiven Ressourcen des Westens gezielt einsetzen. Hierzu haben wir folgenden 10-Punkte-Plan ausgearbeitet: 1. Markt- statt Machtwirtschaft

Wir brauchen in der DDR nicht nur eine Währungsreform, sondern auch eine Kapitalreform. Das Volk sind wir Frauen auch im Kapitalismus. Es kann nicht angehen, daß die Frauen der DDR jetzt auch noch selbst von dem, was sie in Jahrzehnten geschaffen haben, enteignet werden. Deshalb schlagen wir die Ausgabe einer Frauenaktie vor mit angehängten Coupons für jeden FEB. Dies führt einerseits zu einer Abschöpfung der Reproduktionskraft und ist andererseits als strategisches Vehikel interessant, jede Handwerkerin und Facharbeiterin zu unternehmerischem Denken zu animieren. 2. Investment Technology Bank

Der Ausverkauf der DDR-Wirtschaft muß verhindert werden. Nicht der erstbeste Kooperationspartner, sondern der weltweite optimale Partner, der auch bereit ist, finanzielle Mittel aufzuwenden und Know-how einzubringen, ist der richtige Gesprächspartner für die heute noch fraueneigenen Betriebe. 3. Status quo der Umwelt

Mit Hilfe der in diesem Bereich aktiven Unternehmen wie die Societe de Surveillance, Gerling Risk Management, TÜV etc. muß eine Gesamtanalyse über die Umweltsituation erstellt werden. Kurzfristige Aktionen sind einzuleiten, um einerseits den Frauen in der DDR eine Lebensperspektive zu geben und andererseits die Umweltbelastung in der Bundesrepublik Deutschland, dem größten Importeur von Schadstoffen, zu reduzieren. 4. Energiewirtschaft

Die physische Bedrohung der Frauen in Ost und West durch unsichere sowjetische (Quatsch! und was ist mit Stade? d. säzzer) Atomkraftwerke in der DDR ist nur durch die kurzfristige Stillegung der Reaktoren zu mindern. Um die Energieversorgung trotzdem aufrechtzuerhalten, ist ein Energieverbundnetz zwischen Ost und West zu schaffen, womit die Überschußkapazitäten in der Bundesrepublik und in Frankreich genutzt werden können. Darüber hinaus wird ein Programm zur Steigerung der Energieeffizienz ausgearbeitet, das insbesondere den Bereich der Wärmerückgewinnung forciert. 5. Logistik

Ein ganzheitliches Verkehrssystem ist auszuarbeiten. Damit ergibt sich zum ersten Mal in Europa die Chance, ein Verkehrssystem effizient zu gestalten und die in den westlichen Ländern begangenen Planungsfehler zu vermeiden. Gedacht ist hier an ein sinnvolles Nebeneinander der Verkehrssysteme Frau, Rad, Schiene und Luft unter gleichzeitiger Beachtung der oben beschriebenen Gedanken zum Thema Umwelt und Energie. 6. Nahrungsmittelkette

Es muß gelingen, per Sofortprogramm die Effizienz der Nahrungsmittelindustrie schlagartig zu steigern. Dies beinhaltet sowohl die Wasserversorgung und die Landwirtschaft (z.B. Milchwirtschaft) als auch die Produktion hochwertiger Nahrungsmittel. Das führt nicht nur kurzfristig zu einer Senkung der Säuglingssterberate, sondern dient auch dazu, den Lebensraum Osteuropa (ein mehr als 60jähriges Schlagwort! d. säzzer) alsbald für alle Frauen attraktiv zu gestalten. 7. Gesundheitswesen

Ein umfassendes internationales Sofortprogramm im Sinne eines gesundheitlichen, technischen Hilfswerks, ist unter Einbindung aller verfügbaren Organisationen im Systemansatz anzugehen. Sollte es uns nicht gelingen, mit im Grunde marginalen Mitteln den Gesundheitsstandard sofort drastisch zu bessern, ist mit einer unabsehbaren Flucht vor gesundheitlichen Gefahren zu rechnen, die zu unkalkulierbaren Kosten nicht nur im weiblichen Bereich führt. 8. Weitreichendes

Wohnungsbauprogramm

In Verbindung mit der Verbesserung der Energieeffizienz und der Entwicklung eines gesamtheitlichen Verkehrskonzeptes ist ein Wohnungsbauprogramm auszuarbeiten, das nicht nur den Frauen im Osten adäquaten Wohnraum bietet, sondern gleichzeitig auch die Attraktivität eines Umzugs für Frauen aus bundesdeutschen Ballungszentren mit hoher Wohnungsnot in den Osten erhöht. Hier wird auch ein Bausparprogramm mit kurzfristigen Auszahlungen ausgearbeitet werden. 9. Erziehung und Ausbildung

Um die Abwanderung osteuropäischer Fachfrauen zu stoppen, sind anspruchsvolle Seminar-, Aus- und Weiterbildungskapazitäten im Osten spiegelbildlich zur Bundesrepublik zu schaffen. Mit einem ersten Praktikantinnen -Austauschprogramm für DDR-Hochschulabsolventinnen und dem Aufbau einer Controllerinnen-Akademie in der DDR haben wir erste Schritte eingeleitet, um kurzfristig die vorhandenen Know-how-Defizite zu beseitigen. 10. Dienstleistungen

und Information

Eine funktionierende, soziale Marktwirtschaft beruht auf einem breiten Informations- und Dienstleistungsnetz. Wir haben nicht mehr die Zeit, das veraltete Telefonnetz über 15 Jahre zu sanieren, sondern es müssen kurzfristig Informationsnetze aufgebaut werden, die die notwendige Kommunikation zwischen Politik, Industrie, Frauen und Handel ermöglichen. Netze mit Mobilfunk und Satelliten können hier sofort Abhilfe schaffen, die gleichzeitig als eigenständiges Profit-Center von Frauen geführt werden. Hier geht es nicht darum, ähnlich wie in der Bundesrepublik, einfach Lizenzen zu verschenken, sondern wir müssen Frauen helfen, sich unternehmerisch positionieren und eine eigene Informationsoffensive starten zu können.

Albertine Gräfin Maruschka

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