: Krebs am Arbeitsplatz Aufklärung nötig
■ Hohes Risiko durch Lösemittel und Schwermetalle
Bei einem 59jährigen Schlosser wurde erst nach Monaten festgestellt, daß er sich durch Schweißarbeiten eine chronische Bleivergiftung zugezogen hatte. Die „Malerkrankheit“ Gehirnschwund, die durch Lösungsmitteldämpfe von Farben verursacht wird, macht sich erst nach Jahren bemerkbar. „Die Schadstoffemissionen am Arbeitsplatz verursachen keine akuten Krankheiten, sondern unspezifische Krankheitsbilder, die nach Wochen, Monaten oder erst nach Jahren auf die Ursachen schließen lassen“, erläuterte gestern Dr. Angelika Pensky von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz der Presse. „Die Palette der Lösungsmittel und Schwermetalle gehört zu den Hauptverursachern“, so Fachfrau Angelika Pensky weiter, aber auch Salze und Säuren wären verantwortlich für zahlreiche Erkrankungen am Arbeitsplatz. Viele Ärzte würden die Ursachen aus Unwissenheit außerhalb des Betriebes suchen; selbst die Betriebsräte wüßten in den seltensten Fällen über die Risiken bescheid und würden daher nichts unternehmen. Unzureichend bekannt sei auch, daß ArbeiterInnen die rechtliche Möglichkeit hätten, ihre Arbeit zu verweigern, bis die Schadstoffquellen an ihrem Arbeitsplatz beseitigt würden. Lackierer und Schweißer,
sowie Reinigungskräfte, die mit agressiven Putzmitteln in Berührung kämen, seien vor allem am Arbeitsplatz von Schadstoffen betroffen.
Die Wirtschafts-und Sozialakademie der Angestelltenkammer Bremen startet deshalb in Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt für Arbeitsschutz eine Initiative zur Aufklärung von chemischen Belastungen am Arbeitsplatz. Dies war auch der Anlaß der Pressekonferenz gestern. Interessierte ArbeitnehmerInnen können sich anmelden zu Seminaren und zu einem Bildungsurlaub über die „Chemische Belastung am Arbeitsplatz“ (vom 14.-18. Mai). Außerdem werden HochschulabsolventInnen zu Fachkräften umgeschult. BewerberInnen haben die Auswahl zwischen den drei Spezialisierungen: Fachkraft für den Umweltschutz, Fachkraft für Umweltinformatik und Fachkraft für den technischen Umweltschutz. Wenn das kein Angebot ist.
Matthias Kalusch
Veranstaltungsort für BildungsurlauberInnen: Wirtschafts -und Sozialakademie, Bertha-von-Suttner-Str. 17, 28 Bremen. Telefon: 49909-27 oder 49909-53/35. Die TeilnehmerInnen -Gebühr beträgt 300 Mark. Im Preis eingeschlossen: Praktische Versuche im Ökologie-Labor.
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