: Verbohrte und vergessene DogmatikerInnen-betr.: "Nur noch ein Deutschland", taz vom 5.3.90
Betr.: „Nur noch ein Deutschland“, taz vom 5.3.90
Endlich ist auch die AL auf jenem überfüllten Bahnhof zur deutschen Einheit angekommen, wo es keine „Hilflosigkeit“ und „Sprachlosigkeit“ wie die des dogmatischen Geschäftsführenden Ausschusses der AL mehr gibt. Dafür muß den Herren Wendt und Wachsmut und Wieland gedankt werden. Denn sie, die früher so entschieden gegen die Realpolitik und Koalition waren, haben erreicht, was ein Köppl niemals geschafft hätte. Mit ihnen allen an der Spitze betritt die AL den Boden des Machbaren, und alle freuen sich über ihr Erscheinen. Die taz sowieso, der 'Tagesspiegel‘ und der König Momper. Denn jetzt geht es nicht mehr hilflos und spracharm und dogmatisch zu wie bei dieser verbohrten linken Ex-Mehrheit, sondern tatendurstig, sprachgewaltig und konstruktiv. Aus dem Füllhorn der bisherigen Arbeit wird jetzt jeden Tag ein Konzept auf den Tisch gepackt, wie die deutsche Einheit sozial gestaltet wird und friedlich und ökologisch und frauenfreundlich. Und alle werden aufschrecken und prüfen und finden, das seien gute Gedanken und sie hätten bisher gefehlt.
Nur einige verbohrte DogmatikerInnen, die die bisherige Politik der AL eigentlich nicht sprach- und hilflos fanden, werden fragen, wo denn die nötige Opposition der AL bleibt. Sie sind eben verbohrt, diese Leute aus Kreuzberg und dem Prenzlauer Berg. Und deshalb kann man sie ruhig vergessen, gell?
Gisela Walter, Berlin 36
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