: Geradezu reaktionär-betr.: "Zeitpunkte werden kaltgestellt", taz vom 8.3.90 / Keine ABschaffung der Zeitpunkte
betr.: “'Zeitpunkte‘ werden kaltgestellt“, taz vom 8.3.90
Wieder einmal verläuft die Planung des Senders Freies Berlin gegen das einzige Frauenmagazin der ARD in Richtung Auflösung.
Der Landesfrauenrat Berlin mit den Frauen seiner 32 Mitgliederverbände wendet sich mit aller Entschiedenheit gegen diese Maßnahme, die der frauenpolitischen Berichterstattung den Garaus machen will. Und das zu einer Zeit, in der besonders die Frauen im anderen Teil Deutschlands auf diese wichtige Informationsquelle angewiesen sind; in der der Frauenpolitik durch die Öffnung der Mauer neue Perspektiven erwachsen.
Der Landesfrauenrat Berlin fordert die Beibehaltung der Eigenständigkeit der Zeitpunkte-Redaktion und den Erhalt dieser oft unbequemen Sendung.
Hilde Ribbe, Vorsitzende, Berlin
Keine Abschaffung der „Zeitpunkte“
Die Humanistische Union stellt fest: Solange der SFB wie fast alle Medien ein so männerlastiger Rundfunk ist, der überwiegend vor allem in den höheren Positionen männlich besetzt ist, und daher entsprechend männliches Denken, Urteil und männliche Sicht ausstrahlt, ist es geradezu reaktionär, die Sendung Zeitpunkte in ihrer jetzigen Form zu streichen.
Es muß als Gegengewicht zur herrschenden Meinung des SFB wenigstens eine eigenverantwortliche Frauensendung geben und deshalb ist es naheliegend, die erfolgreiche Sendung Zeitpunkte zu erhalten.
Im Hinblick auf die Ausgewogenheit des Programms ist dies ohnehin nur ein Tropfen auf den heißen Stein beziehungsweise ein kleiner Stolperstein in der Männerdomäne. Vielleicht sollten alle Hörerinnen nur noch die Hälfte der Rundfunkgebühren bezahlen.
Die Humanistische Union hofft, daß die Programmreform nicht auf Kosten der Frauensendungen (ebensowenig wie auf Kosten der Kindersendungen) geht und Zeitpunkte erhalten bleibt.
Anna Elmiger, Landesvorsitzende, Berlin
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen