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Mitterrand über Kohls Alleingang verstimmt

■ Schweigen nach Polen-Gesprächen / Skepsis in der EG

Paris/Brüssel (afp/ap/taz) - Frankreichs Unterstützung der Bemühungen Polens um die Unantastbarkeit der Oder-Neiße -Grenze hat nach Angaben aus dem Elyseepalast in Paris nicht zu einer Verstimmung mit der BRD geführt - wohl aber mit Bundeskanzler Helmut Kohl. Echte Besorgnis habe Informationen aus dem Präsidialpalast zufolge die Haltung Kohls seit vergangenem Dezember hervorgerufen. Sein Alleingang in der Wiedervereinigungsfrage, in der er seine europäischen Partner rücksichtslos vor vollendete Tatsachen gestellt habe, ließ in Paris schwere Zweifel aufkommen.

Jetzt läßt Präsident Fran?ois Mitterrand, nachdem er mit Polens Premier Tadeusz Mazowiecki gesprochen hatte, den Kanzler im Regen stehen. Der angekündigten Telefonanruf Mitterrands ließ auf sich warten. Das paßt zu den Insider -Beobachtungen aus dem Elysee. Sie vertreten die Ansicht, daß Kohl und Mitterrand „nicht mehr miteinander können“. Die Sorgfalt, mit der der französische Staatschef den Fortbestand der deutsch-französischen Freundschaft unterstrich, beweise, daß Mitterrand Kohl zum alleinigen Störenfried abstempeln will.

In der EG wächst die Skepsis gegen eine allzu rasche Vereinigung der beiden deutschen Staaten. Der belgische EG -Kommissar van Miert äußerte gestern die Befürchtung, der Kurs Kohls könnte dem europäischen Einigungsprozeß schaden.

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