: Integration für alle
Die SFB-Hörfunkreform und die „Zeitpunkte“ ■ K O M M E N T A R
Von „Integration“ reden Verantwortliche gerne, egal ob Präsidenten, Herbergsväter, Gefängnis- oder Hörfunkdirektoren. In diesem Fall hat SFB-Radiochef Wolfgang Seifert dies Wort ergriffen, neusprachlich im besten Sinne, nämlich im umgekehrten. Daß die oft- und fast schon weggelobte Frauensendung „Zeitpunkte“ für mehr Werbeeinnahmen verschwinden soll, sei keine „Abschaffung“, sondern...
Die Frauen wird's freuen, kaum können sie den Tag erwarten, an dem der Direktor die Integration ihres Geschlechts in die Gesellschaft fordern wird. Im Ernst: Natürlich kann man darüber streiten, ob von Frauen für Frauen gemachte Rundfunkbeiträge auch von Frauen moderiert werden müssen, ob die „Zeitpunkte“ überhaupt weiter in der zehn Jahre tradierten Form präsentiert werden müssen. Das ist weitgehend eine Frage des Geschmacks, aber auch eine politische. Besonders attraktiv für Werbekunden sind solche Sendungen sicher nie. Sicher aber ist, daß die profilierten und erfolgreichen „Zeitpunkte“ abserviert sind, wenn die Hörfunkreform wie beabsichtigt durchgeführt wird. Moderation und Verantwortung liegen dann beim SFB-2-„Redaktionspool“, die Frauen liefern nur noch Beiträge zu.
Pool ist das richtige Wort. Da plumpst alles rein und löst sich irgendwann auf. So war und ist es bei allen Hörfunkreformen, bei allen Sendern. So ist es auch beabsichtigt, schließlich geht es um ein passendes Umfeld für die Werbung. Und deshalb wird „integriert“, auf Teufel komm raus, von Volksmusik bis Feuerwehr - alles ein Riesenfeature.
Hans-Hermann Kotte
(Siehe auch Bericht auf Seite 2)
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