: Unzeitgemäß-betr.: "Innovationen sind gefragt", taz vom 10.3.90
betr.: „Innovationen sind gefragt“, taz vom 10.3.90
Eigentlich mag sie ja keine Gewerkschaften (IGitt, IGitt, IG -Medien), aber das kann Frau A.Jonas so (noch) nicht sagen. Daß nun aber der DGB ausgerechnet das von der Volkskammer der DDR verabschiedete Gewerkschaftsgesetz als „Schritt in die richtige Richtung“ bezeichnet, das ist ihr nun doch zuviel. Denn in diesem Gesetz sind doch wahrhaftig das „Recht auf Streik“ und(!) das „Verbot der Aussperrung“ festgeschrieben. Wo bleibt da die Chancengleichheit zwischen den armen Unternehmern und den ach so mächtigen Gewerkschaften? Gerade in der heutigen Zeit, wo die Unternehmer ums Überleben kämpfen und deswegen immer mehr zu einer „hoch diversifizierten und verflochtenen Produktionsweise“ übergehen müssen, ist doch ein „Branchenstreik“ völlig unzeitgemäß, da für die Unternehmer absolut tödlich. Weil dies die bösen Gewerkschaften nicht einsahen, war es wegen Chancengleichheit nur recht, daß der Paragraph 116 Arbeitsförderungsgesetz novelliert, also zum „Recht auf Aussperrung“ wurde. Ausgerechnet diese Diskussion will nun der DGB, angeregt durch das Gewerkschaftsgesetz der DDR, in der BRD wiederbeleben!
Also, da ist Frau A.Jonas nun doch sehr enttäuscht, denn erstens ist die „Begünstigung(!) der Gewerkschaften“ damals gerade noch einmal abgewendet worden und zweitens fehlen ihr die „Innovationen“ des DGB. Sie selbst macht gleich (indirekt) einen innovativen Vorschlag: Abschaffung des Streikrechts, da eh unzeitgemäß. Dann sperren vielleicht die Unternehmer auch nicht mehr aus (wäre dann ja auch nicht mehr (zeit-)gemäß).
Da Frau A.Jonas aber noch viel mehr Innovationen fordert (statt „Muskelkraft“ und „Massenhaftigkeit“), wie wäre es mit folgenden Vorschlägen: „Wer mehr verdienen will, soll auch länger arbeiten dürfen„(!); „Lieber mehr Lohn als mehr Freizeit„; „Wir haben jetzt schon alle Hände voll zu tun, darum Einführung der 45-Stunden-Woche“, „Übernahme des Maschinentakts in Arbeitnehmerhand (und -herz); „Ich will Papi auch am Wochenende nicht“ (Video und Computer sind mir lieber)!
Peter Kützling, Berlin
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