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HBV und IG Bau: Nachschlag fällig

■ Gewerkschaften drohen mit Warnstreiks für Lohnnachschlag

Die Arbeitnehmer der GEWOBA, die vor der Regionalisierung, d.h. der Übernahme durch die öffentliche Hand, immer Gehaltsvorreiter waren, haben Gehaltsabbau bis zu 10 Prozent hinzunehmen. Der Inhalt der Lohntüten ist beschämend, während die Wohnungswirtschaft heftig boomt. Deshalb ist ein Lohnnachschlag von 3 Prozent fällig, zusätzlich zu den 3.1 % Erhöhung, die der Gehaltstarifvertrag für das zweite Jahr seiner Laufzeit ab 1.7.90 vorsieht. So stellte es gestern der Bremer Fachgruppenvorsitzende Wohnungswirtschaft des HBV der Presse vor.

Die beiden Bundestarifkommissionsmitglieder Wohnungs

wirtschaft Ralf Schumann (HBV) und Dietmar Kück ( IG Bau Steine Erden) übernahmen die weitere Argumentation. Sie hatten am Vortag auf einer Betriebsversammlung der GEWOBA über die „Provokation“ berichtet, daß die Arbeitgeber nach dem katastrophalen Tarifabschluß vom Sommer nun bei den Manteltarifverhandlungen nur beim Urlaubsgeld zu 10 Prozent mehr bereit seien. Die Gewerkschaftler wollen deshalb die Unternehmer auch für den Nachschlag zum Gehaltstarif an den Verhandlungstisch zurückholen. Und damit die auch verstehen, was sich da zusammenbraut, drohen die Gewerkschaften HBV und Bau Steine Er

den bundesweit für Mai, Juni mit Warnstreiks. Die sind bei geltendem Tarifvertrag illegal. Deshalb wird zunächst unterhalb der Streikschwelle mobilisiert. Die Gewerkschaftsvertreter haben die Betriebsräte der Bremer Wohungswirtschaft zunächst aufgefordert, ab sofort keine Überstunden und keine Wochenendarbeit mehr zuzulassen.

Beim Übergang von diesen Warnaktionen zu Warnstreiks wird Bremen als Stadtstaat mit leichter mobilisierbaren Großbetrieben wie der GEWOBA „ein bißchen Vorreiter“ sein (Kück). Dazu wird auch bei den BetriebsrätInnen noch einige Überzeugungarbeit zu leisten sein. „Bei

uns sehe ich das nicht“, murmelte die Betriebsrätin der Bremischen Gesellschaft, Angelika Hattendorf, zur kühnen Perspektive der Gewerkschaftsmänner. Bei ihnen seien die Leute froh, in Arbeit zu sein. Da seien sie kaum bereit, auf die Straße zu gehen.

Die Betriebsräte wandten sich gegen die Verknappungsstrategie beim Bau von Mietwohnungen, die die Ursache für die Mietsteigerungen sei. Die Arbeitnehmer im Aufsichtsrat der GEWOBA hatten den Bau von 250 Mietwohnungen gefordert, 80 würden gebaut. Programme für den öffentlich geförderten Wohnungsbau täten not, nicht erst seit dem Übersiedleransturm.

Utaz

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