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„Geordneter Rückzug“

Marktforscher Jürgen Wittig über die Lage im Kombinat  ■ Wirtschaftsverhör

Der Ingenieur und Diplom-Ökonom Jürgen Wittig ist Leiter der Abteilung Marktforschung und Internationale Zusammenarbeit des Kombinats Nachrichtenelektronik mit Stammsitz in Berlin

taz: Das Kombinat Nachrichtenelektronik befindet sich im Zerfall. Welche Interessengruppen wirken da derzeit?

Jürgen Wittig: Das Wort Zerfall ist vielleicht ein bißchen zu vulgär ausgedrückt. Wir sprechen hier vom geordneten Rückzug, würde ich das einmal vorsichtig umschreiben. Es gibt drei Interessengruppen. Einmal die von westlicher Seite, die der Konzerne, die mit uns etwas vorhaben. Dann gibt es die Interessengruppe unserer Noch-Kombinatsleitung; das Kombinat ist noch voll funktionstüchtig. Was nach der Wahl passieren wird, kann ich allerdings nicht einschätzen. Und dann gibt es die Interessengruppen der Beschäftigten aus den einzelenen Betrieben, die sich im Prinzip mit dem der Kombinatsleistung deckt. Aber die Herangehensweise ist natürlich eine andere.

Was heißt das?

Wir als Kombinatsleitung fühlen uns verantwortlich für alle 37.000 Beschäftigten. Die auf die ganze DDR verteilten 19 Betriebe ganz unterscheidlicher Größe, die die ganze Breite der Nachrichtenelektronik repräsentieren, haben teilweise andere Vorstellungen, auch, mit wem sie gehen wollen, sei es Siemens, SEL oder Philips, um nur die größten zu nennen. Aber auch AEG, Bosch, Telenorma oder Detewe sind interessiert.

Wie weit liegen Sie hinter den West-Standards zurück?

Unser Kombinat hat ohne weiteres auch Spitzenerzeugnise aufzuweisen. In der Regel ist das aber nicht der Fall. Wir schätzen selber im Durchschnitt einen Rückstand von fünf bis zehn Jahren zum internationalen Maßstab.

Fragen: Dietmar Bartz

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