„Gehobenes Wohnen“

■ Fachhochschule der Bundespost hat im Werra-Block Wohnungen für Studenten gemietet / Besitzer Skoblo: „Kein Wohnheim!“ / Wohnungsamt will kontrollieren

Wird der Neuköllner Werra-Block, in dem seit drei Jahren rund 100 Wohnungen leerstehen, nun zum Wohnheim für Studenten der Fachhochschule der Bundespost? Vertreter einer Gruppe von Wohnungslosen, die bereits mehrfach Wohnungen im Werra-Block besetzt hat, und die Berliner Mietergemeinschaft protestierten gestern dagegen, daß bereits 15 Wohnungen seit Ende Februar „en bloc“ an die Post vermietet seien. Die Post habe die Wohnungen auch möbliert, sie seien seit Montag letzter Woche bezogen. Weitere 60 Wohnungen, so die Besetzergruppe, wolle die Eigentümerin des Werra-Blocks, die Firma „Immobilien Braun“ des Horst Skoblo ebenfalls en bloc vermieten, vermutlich an das Diakonische Werk. Außerdem forderten die etwa 20 bis 30 Wohnungslosen, daß einige der Wohnungen, die Skoblo nun auf ihren Druck sanieren lassen müsse, auch ihnen selbst zur Verfügung gestellt werden sollten.

Baustadtrat Branoner (CDU) und Finanzstadtrat Buschkowsky (SPD), die erst gestern von dem Vertrag mit der Post erfuhren, betonten übereinstimmend, daß Skoblo die Wohnungen nicht en bloc vermieten dürfe, sondern Einzelverträge mit den jeweiligen Mietern abschließen müsse. Die Wohnungen dürften nicht „den Charakter eines Wohnheims haben“, weil dies gegen das „Zweckentfremdungsverbot“ verstieße. Auch gewerblich dürfe der Block nicht vermietet werden. Buschkowsky will heute vom Ermittlungsdienst des Wohnungsamtes nachprüfen lassen, ob Wohnheimcharakter vorliegt.

Die Post-Fachhochschule hielt sich gegenüber der taz bedeckt. Verwaltungsdirektor Winfried Homann wollte sich über den Charakter des mit Immobilien-Braun abgeschlossenen Vertrages nicht äußern. „Ich will nicht zu sehr ins Detail gehen, denn ich will ja schließlich noch mehr Wohnungen von der Firma mieten.“ Er wolle „alles dafür tun, daß das rechtlich hieb- und stichfest wird“. Roman Skoblo, der Besitzer des Werra-Blocks, hingegen beeilte sich gestern sehr zu betonen, daß die Post mit ihren StudentInnen Einzelmietverträge abgeschlossen habe. Die 60 weiteren Wohnungen sollen laut Skoblo auf ähnliche Weise an das Diakonische Werk vermietet werden. Die Miete für diese Wohnungen liege „mit 13 Mark deutlich über dem Mietenspiegel“. Skoblo, dessen Firma in Berlin etwa 100 Häuser gehören sollen, zur Begründung: „Hier muß wieder gehobenes Wohnen möglich werden, zumal ja bald der Treptower Park zugänglich sein wird. Hier müssen Leute wohnen, die eine Funktion in der Gesellschaft erfüllen.“

kotte