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Ureigenes Metier-betr.: "Schnitzel mit Zigeunersoße", taz vom 10.3.90

betr.: „Schnitzel mit Zigeunersoße“, taz vom 10.3.90

Welchen über das Füllen dieser Seite hinausgehenden Sinn mögen diese „voyeuristischen Betrachtungen“ wohl verfolgt haben? Kuriositäten des „grauesten aller grauen Alltage“ der (Noch-)DDR-Bewohner (DDR-BewohnerInnen. d.sin) darzubieten, der diesen nun endlich durch saftige Big Mac's und bunte 'Bild'-Zeitungen illustriert werden wird? Richtig schlecht wurde mir allerdings bei der Lektüre der Erinnerungen an die gute alte F 5 der russischen Revolutionschöre zum Dieselsound der Lastkraftwagen und dem wirklich naheliegenden Vergleich der Radar-„Falle“ mit dem Flair eines sibirischen Verbannungsortes.

Aber „Spaß beiseite“ Ulli, Dein von PsychologInnen attestiertes Glücksgefühl beim Zurückversetzen in die Fünfziger kann ich vollkommen nachempfinden. Mir graut schon vor dem von Daimler Benz und Konsorten verordneten Tempo der Neunziger.

Wohltuend zum Schluß dann der erhobene Zeigefinger: Ach ja, die Schnellebigkeit des Spätkapitalismus, die Reizüberflutung... Da fallen die übergroßen Lettern der Werbeaktion von 'Bild für die Frau‘ für ihr Preisausschreiben Deutschlands Frauen kochen um die Wette nicht mal meinen Hamburger Freunden mehr auf. Auf Nachfrage im Springer-Verlag wurde ich tot ernst an die Werberedaktion verwiesen, wo man mir, ohne mit der Wimper zu zucken, ein Musterexemplar des Plakates aushändigte. Meine Freude war grenzenlos.

In absehbarer Zeit werden sich auch die Frauen aus DDR -Deutschland um den Gewinn einer traumhaften Schlemmerreise reißen, vorausgesetzt, sie schlagen die sprichwörtlichen bundesdeutschen Hausfrauen in deren ureigenem Metier. (...)

Steffen Taube, Leipzig

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