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Die Hosen voll

■ Reps verließen bei der Wahl des schwulen Abgeordneten Eckert zum Parlaments-Vizepräsidenten den Saal

Nein, das wollten sie sich denn doch nicht zumuten, bei der Wahl des ersten offen schwulen Abgeordneten zum Vizepräsidenten des Abgeordnetenhauses dabei zu sein. Selbst die Hand zur Gegenstimme zu erheben, war dem Häuflein der „Republikaner“ zu viel und so verließen sie bei der Wahl des neuen Vizepräsidenten den Plenarsaal, das Rückgrat national gestärkt, Kopf und Hosen voll deutscher Männlichkeit. Das Persönlichkeitsbild des Abgeordneten Albert Eckert stelle „eine Verhöhnung des Parlaments“ dar, hatte sich der Abgeordnete der „Republikaner“ zuvor noch auf dem Rednerpult empört.

An der Wahl des schwulen Abgeordneten Albert Eckert änderte dieses Intermezzo natürlich überhaupt nichts und letzteren kostete diese Demonstration von provinziellem Chauvinismus nicht einmal ein Kopfschütteln. „Wirklich bewegt“ habe ihn jedoch, mit welcher Deutlichkeit sich der SPD-Abgeordnete Löffler postwendend für seine Wahl einsetzte, und mit welcher Herzlichkeit die versammelte Sozialdemokratie danach zur Gratulation antrat. Zu Glückwünschen irgendwelcher Art sah sich aus den Reihen der CDU-Fraktion dagegen keiner in der Lage. Nur eine Abgeordnete der Christdemokraten ließ sich vorab schon zu einer Sympathieerklärung hinreißen: Seine Stimme fände sie doch sehr angenehm.

anb

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