Grüne und Reps legen in Bayerns Kommunen zu

■ Bayerische Kommunalwahlen: an den CSU-Verlusten führt kein Weg vorbei / Gewinner der Wahlen: Grüne und Republikaner SPD stärkt ihre Position in den Städten / Krise der Münchner CSU / Signale auf rot-grün / Rosarote Koalition in der Landeshauptstadt?

München (taz) - Nach Tagen mühevollen Zählens liegen seit gestern die endgültigen Ergebnisse der bayerischen Kommunalwahlen vom Sonntag vor. Die Zahlen bestätigen erste Trendmeldungen, daß die CSU erhebliche Einbußen hinnehmen mußte. Zwar hält CSU-Generalsekretär Erwin Huber die „Bilanz für nicht negativ“, doch insgesamt haben die Schwarzen bayernweit knapp acht Prozent verloren. Auch auf dem flachen Land rutschten die Schwarzen unter die 50-Prozent-Marke. In einer ihrer Hochburgen, im Landkreis Altötting, mußten die Schwarzen Verluste von knappen zehn Prozent hinnehmen. Im Gegenzug dazu ergatterten die Grünen dort 8,8 Prozent. Massive Einbrüche erlebte die CSU auch im erzkatholischen Landkreis Eichstätt im idyllischen Altmühltal. Gegenüber 1984 verlor sie knappe zwölf Prozent. Aber auch im Berchtesgadener Land sieht es mit 44,8 Prozent nicht mehr gar so rosig aus für die Schwarzen. Und auch dort konnten die Grünen fast drei Prozent zulegen. Im oberbayerischen Landkreis Ebersberg nahe München kam die weißblaue Ökopartei sogar auf 11,4 Prozent. Neben den Republikanern machten vor allem „Freie Wählergemeinschaften“ den Schwarzen Konkurrenz. Im Landkreis Fürstenfeldbruck ergatterte ihr Kreisverband 10,6 Prozent während die CSU von 48,1 Prozent auf 37,8 Prozent absackte. Ebenso sieht das Ergebnis im betuchten Landkreis Starnberg aus, wo die CSU jetzt 37,7 Prozent hat.

Aber auch in den mittleren Industriestädten gabs für die Christsozialen keinen Grund zum Feiern. So verlor die CSU im oberbayerischen Ingolstadt an der Donau knapp 13 Prozent. Schockiert, auch wenn sie es nicht zugibt, wird die Parteizentrale auch auf das niederbayerische Passau blicken, wo am Aschermittwoch der alljährliche „Partei-Almauftrieb“ bierselig gefeiert wird. In der Drei-Flüsse-Stadt schmolz ihr Prozentanteil von 56 auf 43 Prozent. Aber auch im niederbayerischen Straubing und Deggendorf war Jubeln für die Schwarzen nicht angesagt. Von über fünfzig Prozent sind knappe vierzig jeweils übrig geblieben. Verständlich, daß sich man sich in den CSU-Reihen mit dem schlechteren Abschneiden der Reps gegenüber der Europawahl zu trösten versuchte. Doch neben den Grünen sind es die „Republikaner“, die Gewinne einheimsen konnten. Immerhin sitzen sie jetzt in allen Stadt- und Gemeindeparlamenten. In einer ihrer Hochburgen, im oberbayerischen Rosenheim, erreichten sie immer noch 11,8 Prozent. Und auch im oberbayerischen Ingolstadt sind sie mit 9,1 Prozent nicht zu übersehen. Die CSU dagegen hat allein in 13 Landkreisen ihre absolute Mehrheit eingebüßt. Die Lage in den großen bayerischen Städten ist, außer im schwäbischen Augsburg, ebenfalls ein Desaster für die CSU (siehe taz vom 20. März). Für die bayerischen Landtagswahlen im kommenden Herbst sind dies keine besonders günstigen Bedingungen für die einstige bayerische Mehrheitspartei.

Besonders blamiert hat sich die CSU in der Landeshauptstadt München mit ihrem Verlierer Jonny Klein. Dort bahnt sich jetzt eine rot-grüne Zusammenarbeit an. Denn mit der desolaten CSU hat der strahlende Sieger, SPD -Oberbürgermeister Georg Kronawitter, keine Koalition mehr nötig. Der „rosarote Schorsch“ gibt sich jedoch noch etwas bedeckt, was seine Marschrichtung betrifft. Luitgard Koc