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Erholung vom Philosophieren-betr.: "Mißtrauen ist angebracht" (Komödie im Mai), taz vom 15.3.90

betr.: „Mißtrauen ist angebracht“ (Komödie im Mai),

taz vom 15.3.90

Ihre Filmberichterstattung leidet oft an der Krankheit „Synchronisierung“. Der Film trägt im Original den Titel Milou en mai und Milou heißt auch, wie jedes Kind weiß, der Hund von Tintin. (Daß die Deutschen den „Struppi“ nennen, was kann Louis Malle dafür?) Damit ist der Film von vornherein auf der „Bande-dessinee„-Ebene angesiedelt, die Deutschen sagen „Comix“ dazu.

Mai bedeutet nicht nur Frühling, sondern in den katholischen Ländern auch Marienmonat; in diesem Film steht natürlich der Bezug auf „Mai 68“ im Vordergrund. Könnte der Tod der Mutter, ihre vier Tage lang währende Präsenz als aufgebahrte Leiche nicht außerdem als Variation auf Bernard Henri Levys Testament Gottes (Gott ist tot, aber er hat ein Testament hinterlassen) verstanden werden?

Derartige Deutungsversuche ließen sich eine ganze Weile lang fortsetzen. Der Film geht spielerisch mit dem allen um; das bringt Erholung vom Philosophieren, Ablenken von den schweren Geschäften, Zerstreuung - was man eben von einer Komödie erwartet.

Ihr Rezensent beanstandet „Fehler“ in der Schauspielerkleidung. Ist ihm nicht bewußt, daß jeder historisierende Film in erster Linie den Blick der Gegenwart darstellt und nur sehr, sehr relativ die Vergangenheit aufdeckt? Milou en Mai ist ein nostalgischer Blick zurück aus der Sicht derer, die 20 Jahre älter geworden sind, in verklärender Erinnerung. Welche Rolle spielt da der Schnitt eines Herrenjacketts? Für die Filmautoren offenbar eine andere als für den Rezensenten.

An „ökologische Parolen“ im französischen Original kann ich mich nicht erinnern. Aber schon vor 1968 gab es Picknicks im Grünen, die Liebe zu Parks, Weinbergen und zur Bienenzucht. Ich schwör's!

Barbara Höhfeld, Luxemburg

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