: Linke Strategiesuche
■ Ehemalige DKP-Mitglieder wollen am Wochenende auf einem Strategiekongreß über politische Zukunft beraten / PDS-Export?
Bonn (taz) - Die Dissidenten der DKP fühlen sich durch den jüngsten Parteitag der westdeutschen Kommunisten in ihrem Urteil bestätigt, daß die DKP „nicht erneuerungsfähig“ sei. In der DKP herrschten weiterhin eine „stalinistische Grundstruktur“ und die alten Gesichter, urteilten ehemalige Parteimitglieder gestern vor der Presse bei der Vorstellung ihres Strategiekongresses, der für das kommende Wochenende in Köln angesetzt ist. Auf dem dreitägigen Treffen soll es vor allem um linke Alternativen zur Deutschlandpolitik und um politische Bündnispartner der ehemaligen DKPler gehen.
Bei der Aufarbeitung des Scheiterns des DDR-Sozialismus sei mehr nötig als „oberflächliche Trauerarbeit“ und bloße „modernistische Häutung“, urteilte das ehemalige DKP -Vorstandsmitglied Gehrke. Unterschiedliche Meinungen gibt es bei den Veranstaltern über die Frage einer künftigen Organisationsform. Gehrke plädierte als übergangsregelung für ein „sozialistisches Forum“, das mehr eine „Vernetzung“ als eine parteiähnliche Organisation darstellen soll. Er hält einen „übers Knie gebrochenen“ Export der PDS in die Bundesrepublik für „politisch kontraproduktiv“. Über einen Abgleich unterschiedlicher Positionen könnte nach einem längeren Zeitraum eine neue linke Partei entstehen.
Andere Vertreter der Kongreß-Vorbereitungsgruppe machten dagegen deutlich, daß sie „möglicherweise sehr bald“ ein organisatorisches Zusammengehen mit der PDS für notwendig halten. Daneben rufen ehemalige DKP-Funktionäre dazu auf, in die Grünen einzutreten; andere propagieren, sich vorerst nicht wieder organisatorisch einzubinden, sondern eine „Karenzzeit“ zu wahren. Letzteres sei wohl Mehrheitsströmung, hieß es. Zu dem Kölner Strategiekongreß liegen nach Angaben der Veranstalter rund 1.000 Anmeldungen vor, davon 200 aus der DDR. Teilnehmen sollen auch Wolfgang Templin sowie die Vertreter des Neuen Forums, Ingrid Köppel und Reinhard Schult, und Vertreter der PDS.
gn
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen