Die Gießkanne als unerhobenes Prinzip

■ Was Sie schon immer von der CDU wissen wollten, aber nie zu fragen wagten

Die Pressekonferenz ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Wenn einem Politiker sonst überhaupt niemand mehr einfällt, dem er die Ergebnisse seiner privaten politischen Meinungsprozesse öffentlich zuzumuten wagt JournalistInnen müssen zuhören. Das verbindet sie mit Ärzten und Psychoanalytikern.

Zu einer Pressekonferenz über alles, was ihr wirtschaftspolitischer Fraktionssprecher, ein gewisser Dr. Wolfgang Schrörs, schon immer meinen wollte, sich aber nie zu sagen traute, hatte gestern die Bremer CDU eingeladen.

Wir bitten um Nachsicht, wenn wir Ihnen an dieser Stelle die Schrörsschen Gedanken nicht ersparen. Wir handeln in Notwehr: Der Mann ist glatt in der Lage, zu einer weiteren Pressekonferenz zu laden, falls er sich heute nicht gedruckt finden sollte.

Es sei also. Beginnen wir mit derSchrörsschen Diagnose über die wirtschaftspolitische Lage Bremens. Sie lautet: Der Aufschwung ist da und doch irgendwie auch nicht. Es geht aufwärts, das aber zu langsam, woran eine in manchem richtige, im Grundsatz aber völlig falsche Politik schuld ist, wie sie Sozialdemokraten nun mal zu machen pflegen.

Sogar ein Sinnbild aus dem Bereich des Motorsports hatte der Christdemokrat zu Hause vorbereitet, um den JournalistInnen seine Auffassung sinnfällig zu machen: In der Bremer Wirtschaftspolitik geht es ungefähr zu wie in der Geschichte des Formel-Eins-Rennens. „Wenn Sie annehmen, daß führende Fahrer 1970 noch 70 Sekunden pro Runde brauchten, während die zweite Garnitur 80 Sekunden brauchte, dann ist es heute so, daß die Nachzügler heute vielleicht nur noch 75 Sekunden brauchen, die schnellsten derweil aber Rundenzeiten von 60 Sekunden vorlegen.“ Und wie das bei allen ins Schwarze treffenden Vergleichen ist: Man muß erklären, was man mit ihnen gemeint hat. Herr Schrörs meint: Das Rennen ist die Wirtschaft im allgemeinen, das langsame Auto ist Bremen, und die Formel-Eins-Weltmeister sind alle anderen Großstädte. Will sagen: Absolut hat Bremen wirtschaftlich in den letzten Jahren zwar leicht zugelegt, relativ ist der Abstand aber trotzdem noch viel größer geworden. Beim Steueraufkommen, dem Bruttoinlandsprodukt, den Arbeitslosenquoten und überhaupt.

Das liegt, ist Schrörs überzeugt, an einer Gießkanne. Und insbesondere an Erhebung derselben zum Prinzip. Mit beiden trampelt der Senat dann über die zarten Pflanzen der Bremer Wirtschaftsblüte und gießt immer an den falschen Stellen und in falschen Dosen. Das Kongreß-Centrum z.B.

Nein, nicht daß die CDU nun plötzlich gegen ein Bremer Kongreßcentrum wäre. So hat Dr. Schrörs das nicht gesagt. Um Gottes Willen will er aber auch nicht so verstanden werden, daß er nun für dieses Kongreßcentrum sei. Irgendwie anders hätte es sein sollen, irgendwo auf dem goldenen Mittelweg zwischen „Marmorpalast und Bretterbude“. Kurz, und das meint Schrörs, bremischer.

Im übrigen muß Bremen selbstverständlich investieren. Zum Beispiel in: Güterverkehrszentren, die Häfen, die Technologieparks, die Verkehrsanbindungen, Kultur, die Wissenschaft, die Innenstadt, seine oberzentrale Attraktivität, die Osthandels-Beziehungen, die Fernosthandelsbeziehungen, die West- und Nordhandeslsbeziehungen, die EG-Binnemmarktsbeziehungen (haben wir eine Himmelsrichtung vergessen? Dann geht das auf unsere Kappe!) Aber eben konzentriert. Nicht mit der Gießkanne!

Wir danken für Ihr Verständnis.

K.S.