: Bunsenbrenner: Böhnchen ohne Tönchen
■ Blaß, aber geräuscharm: die neue Superhülsenfrucht aus Maggieland / Auch das Pentagon ist jetzt erleichtert
„Eine Bohne, nach der man nicht furzt.“ Diese wegweisende Neuzüchtung ist jetzt dem englischen Botaniker Colin Leakey gelungen. Um sein Produkt auch in jenen Kreisen gesellschaftsfähig zu machen, die sich mit seiner deftigen Formulierung (siehe oben) schwer tun, hat Leakey auch gleich eine dezente Kennzeichnung erfunden: Als „soziale Bohne“ soll die Kreation vermarktet werden.
Das Pentagon in Washington hat die soziale Brisanz der Bohne längst erkannt. Es soll schon in den 60er Jahren ein Forschungsprojekt über „Bohnen und Blähungen“ in Auftrag gegeben haben. Das mit der umstrittenen Hülsenfrucht einhergehende Blähproblem könnte in Kasernen und U-Booten „Schlägereien“ auslösen, sorgten sich die Militärstrategen um die Gefechtsbereitschaft der Truppe.
Leakeys Neuzüchtung ging jedoch auf Kosten des Auges. Seine neuen Bohnen sind reichlich blaß, denn der Botaniker hat die Gerbsäuren, die für die Farbe der Hülsenfrüchte verantwortlich sind, auch als Ursache für die Unverdaulichkeit ausgemacht. Auf deutsch: Je farbenfroher, desto brrrrumm. Geschmacklich hielten seine Bohnen aber jedem Vergleich stand.
Was das Blähproblem angeht, ist die Qualität der neuen Bohne allerdings noch nicht wissenschaftlich bewiesen. Dennoch haben einige Nahrungsmittellabors Bereitschaft zu Tests signalisiert. „Meinen eigenen Test haben sie auf jeden Fall bestanden“, sagt Leakey, der die Bohnen selbst züchtete, erntete, kochte und geräuscharm verdaute. Jetzt steht der kommerzielle Anbau unmittelbar bevor, eine Sämerei -Firma will die Bohne Ende 1991 auf den Markt bringen.
Leakeys Bohnen-Leidenschaft ist alt. 1979 entdeckte er auf einem Markt in Chile Frauen, die Bohnen zu unterschiedlichen Preisen verkauften: Einige waren doppelt so teuer und galten als „Bohnen für Reiche“. Nach dem Unterschied gefragt, begannen die Frauen zu kichern und nickten nur, als Leakey auf die einfachen Bohnen deutete, dann auf seinen Bauch und schließlich auf den Hintern.
Leakey importierte verschiedene dieser Bohnensorten „für Reiche“ nach Großbritannien und kam darauf, daß die Unverdaulichkeit etwas mit den Gerbstoffen zu tun haben könnte. Den chilenischen Bohnen wollten allerdings im rauhen Insel-Klima nicht wachsen. Deshalb kreuzte sie Leakey mit einheimischen Sorten. Ergebnis: „Unser Böhnchen gibt kein Tönchen.“
dpa/taz
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