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Lieber Report München

 ■ Ein Wort in eigener Sache

Sie sind nun schon monatelang dem taz-Skandal auf der Spur. Nach der Devise „Die größten Kritiker der Elche sind bisweilen selber welche“ würde diese Zeitung einerseits ewig auf dem Kapitalismus herumhacken und andererseits die ausgeklügeltsten kapitalistischen Firmenkonstruktionen aufbauen, um Steuern einzusparen. Unsere Firmenkonstruktionsabteilung oben im fünften Stock freut sich natürlich jedesmal über so viel Lob. Sie wird nun mit noch viel größerem Eifer an die Arbeit gehen, so daß Sie schon jetzt die Rubrik „das neueste aus der verruchten Abschreibungsbude“ einplanen können. Nur sollte die Quote der Recherchefehler mittelfristig unter 50% kommen.

Von der erstaunten Wirtschaftsredaktion muß Report sich allerdings die Frage gefallen lassen: Wie kommt man drunten in München eigentlich darauf, daß die taz den Kapitalismus abschaffen will? Das in der taz für Kapitalismus zuständige Team Bartz/Kulke jedenfalls findet denselben so faszinierend, daß es sich ein Leben ohne ihn gar nicht mehr vorstellen mag. Eine taz-Wirtschaftsseite ohne so schöne Dinge wie Mammutfusionen, Mafiaunternehmen oder „management (und andere) buyouts“, das wäre so ähnlich, als wenn die Samstags-Sportschau Ihrer geschätzten ARD plötzlich feststellen müßte, daß alle Stadien und anderen Sportstätten der Republik planiert wären.

Wir wollen das jedenfalls nicht, weil wir dann nicht mehr so herrlich im Kapitalismus herumrecherchieren und interessante Dinge über ihn korrekt an die Öffentlichkeit bringen könnten - eine der vornehmsten Redakteurspflichten. Für jene TV-Redakteure aber, die bei ihren Recherchen nicht wissen, ob sie sich gerade in irgendeiner Druckerei befinden oder im Verlagsgebäude der Zeitung, um die es geht, und ob sie mit der Chefredakteurin oder der Geschäftsführerin sprechen, für die sollte die Frage Kapita- oder Sozialismus auch nicht so wichtig sein. Ist doch alles mus, oder?

U.Kulke, Leitender Wirtschaftsredakteur/D.Bartz, Wirtred.

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