: MBB: „Nur eine Technlogie-Bude“
■ Vulkan-Alleingang: Unsicherheit bei Betriebsräten / Kritik bei Grünen
Mit gedämpftem Optimismus beobachten Belegschaftsvertreter der Bremer Rüstungsschnmiede MBB-UM die neue Strategie von Senat und Bremer Vulkan, für die 1.000 MBB-Rüstungsbauer eine neue Konzernmutter ausfindig zu machen.
Die nach dem Ende der „Systemtechnik Nord“ anvisierte „bremische Lösung“ unter Führung des Vulkan bezeichnete MBB -UM-Betriebsratsvorsitzender Manfred Sollmersitz gegenüber der taz gestern als die „zweitbeste unter vielen schlechten Lösungen.“ Wichtigste Frage für den Betriebsrat Wieviel Geld bleibt dem Vulkan, wenn der auf mehrere 100 Millionen geschätzte Kaufpreis mit Hilfe von zwei Banken - dem Vernehmen nach handelt es sich um die Dresdner und die Commerzbank - zusammengekratzt ist, um
noch in aufwendige Konversions-Programme zu investieren. Selbst Klaus Wedemeier schätz den nötigen Kapitalbedarf auf rund 100 Millionen.
Sollmersitz‘ Betriebsratskollege beim Bremer Vulkan, Karlheinz Schönberger, will vom Großeinkauf einer „Rüstungsbude“ allerdings vorerst nicht sprechen. Schönberger: „Für mich ist MBB-UM zunächst mal nur eine Technologie-Bude. Ingenieure, die Minensuchboote entwickeln können, können auch Müllverbrennungsanlagen konstruieren.“ Ohne den Einkauf von technischem know-how drohe der Vulkan langfristig, „zur bloßen Werkbank“ zu werden. „Bislang“, so Schönberg, „mußten wir High-Tech immer woanders einkaufen, wenn wir uns schiffsbaufremden Branchen versucht haben.“ Mit Hilfe der MBB-Inge
nieure könne der Vulkan erfolgreich in Zukunftstechnologien einsteigen. Ob die Belegschaftsvertreter im Vulkan -Aufsichtsrat am Donnerstag den Vulkan-Verhandlungen mit der DASA zugestimmt haben, mochte Schönberger nicht verraten: „Es gibt Dinge, die gehören einfach nicht in die Öffentlichkeit.“
Kritik äußerte gestern der grüne Abgeordnete Martin Thomas an Wedemeiers neuer Strategie:: „Wenn der Vulkan-Coup klappt, wird Wedemeier als Rüstungsschmied in die Bremer Geschichte eingehen. Aus Anstandsgründen sollte er zumindest aus der 'Stiftung Rüstungskonversion‘ austreten, um seinem Senatskollegen Kröning wenigstens dort die Chance für eine glaubwürdige SPD-Position zur Absrüstung zu lassen.“
K.S.
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