: 2,8 Millionen für Air Bremen
■ Senat will die bankrotte Fluggesellschaft mit einer Kapitalerhöhung wieder flottkriegen
In einem internen Papier für den Ausschuß Wirtschaftsförderung in der Wirtschaftsdeputation schlägt Senator Uwe Beckmeyer den Parlamentariern vor, die Landesbeteiligung an der „Air Bremen“ um weitere 2,8 Millionen Mark aufzustocken. Als Grund wird angegeben: „Wenn die Gesellschafter das Kapital jetzt nicht erhöhen, ist die Air Bremen zahlungsunfähig.“
Mit ihren drei Maschinen vom Typ Saab SF 340 sollte die kleine Fluggesellschaft Air Bremen bis zum Geschäftsjahr 1992/93 einen Gewinn von 703.000 Mark erwirtschaften. Aus den in der Planung prognostizierten Zahlen wird nichts mehr werden. Die Ge
schäftsführung mußte nun eingestehen, daß mit dem Geschäftsjahr 1989 und dem Verlustvortrag aus 1988 insgesamt ein Bilanzverlust von 9,3 Millionen Mark entstanden ist.
Die Gesellschaft, die ein Stammkapital von 7,2 Millionen Mark hat, ist damit überschuldet. Ihre Zahlungsfähigkeit wird derzeit nur durch die Bremer Landesbank aufrechterhalten.
Grund für die schnelle Pleite der Gesellschaft, an der das Land Bremen über seine 100prozentige Tochter HIBEG (Hanseatische Industrie Beteiligungen GmbH) mit 38,7 Prozent beteiligt ist, ist das geringe Fahrgastaufkommen. Vor allem auf den Strecken nach
Kopenhagen und London blieb die Auslastung der kleinen Flugzeuge weit unter den ursprünglich geplanten Zahlen. Bis Ende vergangenen Jahres mußte allein auf der Dänemark -Strecke ein Minus von 42 Prozent verkraftet werden, nach London waren es immerhin noch 23,7 Prozent Minus.
Mit einer Änderung des Unternehmenskonzeptes und dem auf 14 Millionen Mark aufgestockten Kapital soll nun ein erneuter Anlauf gemacht werden. Künftig will die Air Bremen, so heißt es aus der Geschäftsführung, vor allem mit Zubringerdiensten für große Fluggesellschaften ihr Geld verdienen. Verhandlungen mit der Air France, mit Sabena,
KLM und American Airlines seien im Gange, hieß es.
Bei der Kapitalerhöhung, so kann man in dem internen Papier nachlesen, sollen auch die anderen Aktionäre zur Kasse gebeten werden. Ein schwedischer Konzern wird 2 Millionen, die Cargo-Levant 0,8, Securitas 0,65 Millionen Mark zuschießen und die Bremer Landesbank wird mit einer Million neu einsteigen. „Die Gesellschafter“, so schreibt die Vorlage unter dem Punkt Beschlußfassung, „stimmen in der Auffassung überein, daß mit dem nunmehr zusätzlich zuzuführenden Kapital die Zielsetzungen des modifizierten Unternehmenskonzeptes unbedingt erreicht werden müssen.“
Ob die ParlamentarierInnen allerdings gewillt sind, dem finanziellen Risiko einer Kapitalaufstockung zu folgen, wird sich erst in der nächsten Sitzung der Wirtschaftsdeputation entscheiden.
Andreas Hoetzel
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen