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TRENNUNG VON DEN BTMLERINNEN

■ Gefangene Frauen erfolgreich gegeneinander ausgespielt

Sehr geehrte Frau Prof.Dr.Limbach, den Straferinnen des Hauses II ist es zu „Ohren“ gekommen, daß Überlegungen anstehen, uns zu verlegen.

Der Vollzug vor Zusammenlegung mit BTMern war vor Jahren viel lockerer und freier und wurde auf ein Minimum seit Eröffnung dieser Anstalt reduziert, und jede Vollzugslockerung, die hier zur Zeit erfolgt, ist keine echte Vollzugslockerung, sondern Angleichung an den vor Jahren bereits vorhandenen Vollzug. Aus diesem Grunde bitten wir auch um Trennung des Vollzuges von den BTMern, damit weitere Vollzugslockerungen nicht mehr beeinträchtigt werden. Unser Vollzug ist orientiert am Drogenabhängigenvollzug (Sicherheitsstandard, Einbringungsgenehmigungen usw.), unser Rahmen hat sich hier unterzuordnen.

Diesen Psychoknast, der hier eindeutig von Anfang an besteht, darf man uns Frauen und Müttern über längeren Zeitraum nicht zumuten, um Haftschäden entgegenzuwirken. Wir werden zur Unselbständigkeit resozialisiert, was keinesfalls dem Strafvollzugsgesetz entspricht. Man entmündigt uns in jeder Hinsicht, läßt uns keine eigene Entscheidungsfreiheiten, und durch diese Bevormundungen werden wir unselbständig und im Laufe der Jahre sind wir bei dieser Behandlung nicht mehr in der Lage beziehungsweise fähig, ein normales Leben draußen zu führen.

Die psychischen Schäden sind schon eindeutig an sogenannten „Kleinigkeiten“ zu erkennen, wie Hautallergien, Hormonstörungen, Schlaflosigkeit, Migräneanfälle, Depressionen, suchen führen, Weinkrämpfe, Aggressionen, Gemütsschwankungen sowie Lustlosigkeit, die bei uns Frauen verstärkt und in einer hohen Rate auftreten. Diese „Haftanstalt“ übt auf uns einen schleichenden Psychoterror aus, wo Haftschäden für das spätere Leben nicht ausbleiben können.

Wir sind nicht an diesem Komfort hier interessiert, eher an einem normalisierten Leben, und erklären uns daher bereit, uns unsere neuen Hafträume in Hakenfelde selbst zu gestalten und notwendige Modernisierungsarbeiten selbst auszuführen, um einen nach draußen orientierten Vollzug zu bekommen.

Wir möchten damit zum Ausdruck bringen, daß der Resozialisierungsgedanke davon ausgeht, daß der Gefangenen ermöglicht werden soll, vollständig in unsere Gesellschaft integriert zu werden und nicht entgegenzuwirken.

Da wir nicht schwerstkriminell sind, wie auch immer wieder von der Öffentlichkeit sowie der Justizverwaltung sowie sogar von unserer Anstaltsleitung und den Bediensteten betont wird, sind wir in diesem „Europas sicherstem Knast“ völlig fehl am Platz und auch von der Kapazität her viel zu wenig Inhaftierte. Deshalb sind wir der Überzeugung, daß Hakenfelde die besseren Voraussetzungen für unseren Vollzug bietet, um uns auch besser zu resozialisieren und einem Leben in Straffreiheit besser heranführt. In der Hoffnung auf eine positive, schnelle Entscheidung für unseren Antrag verbleiben wir mit freundlichen Grüßen

24 Straferinnen des Hauses II

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