PS-Rallye durch Berlins sensibelste Umgebung

■ Morgen gehen 180 Fahrer in Marzahn an den Start, um im Rahmen der 30. „Pneumant-Rallye“ durch Dörfer und Landschaften im Nordosten Berlins zu donnern / Grüne Liga ist stinksauer auf die Behörden / „Rallye führt durch die schönsten und sensibelsten Landschaften“

Auf scharfe Proteste von UmweltschützerInnen in der DDR stößt eine Autorallye, für die am Samstag früh im Ostberliner Stadtbezirk Marzahn der Startschuß fallen soll. „Rücksichtslos“ werde die geplante Pneumant-Rallye „durch die schönsten und sensibelsten Landschaften“ nordöstlich von Berlin donnern, kritisierte gestern die Grüne Liga. Auch einige Natur- und Landschaftsschutzgebiete würden dann mit Lärm und Abgasen malträtiert.

In einem Beschwerdebrief an den Rat des Bezirks in Frankfurt/Oder legte die Grüne Liga jetzt „energischen Protest“ ein. Nach Angaben der Grünen hat auch das Ostberliner Umweltministerium erst gestern „völlig überraschend“ von der Motorsportveranstaltung erfahren und eine „Protestresolution“ verfaßt. Dort war gestern am späten Nachmittag allerdings keine Stellungnahme mehr zu erhalten.

An einer Station des Rundkurses ist eine Demonstration geplant: Mitglieder der Grünen Liga und der Grünen Partei Eberswalde, sowie des örtlichen Neuen Forums wollen sich in Liepe an die Straße stellen. Ein Mitarbeiter des Rat des Kreises in Eberswalde soll das Rennen per Vertrag genehmigt haben und gleichzeitig für weitere Motorsportveranstaltungen sein Ja-Wort gegeben haben. Die Grüne Liga spricht von einem „Rechtsbruch“.

Veranstalter des Autorennens, bei dem laut Grüner Liga 180 Fahrer an den Start gehen sollen, ist der MC Post Berlin. Bei dem Rennen handele es sich bereits um die dreißigste Pneumant-Rallye, benannt nach dem Reifenwerk in Fürstenwalde. Proteste habe es auch in der Vergangenheit gegeben, berichtete Iri Wolle von der Ostberliner Grünen Liga gestern der taz. Die Kritik habe jedoch nie etwas gefruchtet - vermutlich, weil auch ein Sohn des ehemaligen Stasi-Chefs Erich Mielke teilgenommen habe.

Besonders besorgt sind die UmweltschützerInnen um die Schorfheide nördlich von Eberswalde, einem hügeligen Gebiet, das das Umweltministerium eigentlich unter besonderen Schutz stellen will. Nach den Erfahrungen der letzten Jahre rechnen die DDR-Grünen auch in diesem Jahr damit, daß die Rennfahrer nicht nur die Luft verpesten und einen Höllenlärm von sich geben, sondern auch weitere „Schäden“ verursachen werden: etwa an den Bäumen, die die engen und kurvigen Straßen in der Schorfheide säumen. „Manchmal kriegen die eben die Kurve nicht“, meint Iri Wolle.

Nach ihren Angaben werden die Rallyeteilnehmer heute schon zu einer Trainingsfahrt in Marzahn antreten. Morgen soll dann die Fahrt um sechs Uhr in der Frühe beginnen und gegen zehn Uhr beendet sein. Von Berlin führt die Route über Prötzel, Harnekoop, Platzfelde, Bad Freienwalde und Sonneburg zu dem „Storchendorf“ Altranft, dann weiter über Crustillier, Oderberg, Neuenhagen, Parstein, Bölkendorf, Dobberzin, Felchow, Liepe und Oderberg zurück nach Berlin.

hmt