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Zum Primat der Ökologie

■ betr.: Offener Brief

betr.: Offener Brief

Der Versuch, über das Primat der Ökologie die Linken aus den Grünen heraus oder zumindest an den Rand zu drücken, ist so alt wie Die Grünen, wird aber immer wieder von neuem gemacht.

(...) Die Menschen, die im Gegenteil linke und ökologische Positionen zusammengeführt haben, konnten damit ganz wesentlich den Erfolg begründen. Aber zur Verbindung des gesellschaftskritischen Ansatzes mit den ökologischen Zielen spricht mehr als nur der Erfolg der Grünen:

1. Es ist Dummheit oder billige Politik, wenn die Etablierten (auch bei den Grünen) aus dem Zerfall des kommunistischen Machtblockes die Bestätigung des Kapitalismus (sie nennen es Marktwirtschaft nach Orwells Voraussagen) schließen. Es ist hier nicht Platz, die Ursachen zu analysieren (...). Tatsache ist aber, daß der Kapitalismus gerade jetzt bei der Eroberung der DDR wieder sein Gesicht zeigt. Und er wird diese Fratze vielleicht in Zukunft noch viel deutlicher zeigen, nachdem er die lästige Konkurrenz des Sozialismus los ist.

In der Dritten Welt werden weiter Millionen Menschen verhungern, während einige wenige mit Weizen, Saatgut, Soja pokern, die letzten Urwälder roden und Kupfer und Zinn für ein Trinkgeld aus der Erde graben lassen. Diese Probleme bleiben ungelöst, die sozialen und die ökologischen.

2. Der Kapitalismus hat das Primat des Geldes, nicht der Ökologie. Umwelt und Arbeitskräfte sind Produktionsfaktoren, deren Kosten so niedrig wie möglich zu halten sind. (...) Die Ausbeutung von Mensch und Natur sind gleichermaßen Folgen dieses Systems. Wer das Primat der Ökologie will, der wird also zweifellos in Konflikt mit diesem Kapitalismus geraten genauso wie in dem Streben nach sozialer Gerechtigkeit.

3. Die Verbindung der sozialen und der ökologischen Frage folgt nicht nur aus der gemeinsamen Ursache, sondern ist auch zwingend für den Erfolg der ökologischen Zielsetzung. Nicht umsonst und mit Erfolg suchen Industrie und Regierung immer wieder die sozialen Interessen gegen die ökologischen Forderungen auszuspielen. Arbeitsplätze oder Umweltschutz ist nur einer der Punkte, die den scheinbaren Widerspruch erzeugen. Aber das ist wirkungsvoll, wie wir alle wissen, denn es gibt zu viele, die nichts anderes verkaufen können als ihre Arbeit.

Wer also ökologische Ziele demokratisch durchsetzen will, muß diese mit dem sozialistischen Projekt verknüpfen. Eine ökologische Gesellschaft muß immer auch eine sozial gerechte sein!

4. Es war bei den Grünen nie umstritten, daß der sogenannte real existierende Sozialismus kein Vorbild sein kann. (...) Die Forderung, Ökologie, Demokratie und soziale Gerechtigkeit miteinander zu verbinden, erfordert die Entwicklung eines neuen Weges; erfordert ein Denken über das, was ist, hinaus.

Dies in Inhalt und Strategie zu entwickeln wäre jetzt eigentlich die Aufgabe der Grünen. Dazu bräuchten sie alle Meinungen und Strömungen. Und dazu bräuchten Die Grünen einen Vorstand, der in der Lage wäre diese Diskussion zu organisieren, anstatt die Partei in ihrem Sinne neu zu definieren. Dazu müßten sie sich aber von der Bevormundung durch jene Kaste von FunktionärInnen und MandatsträgerInnen befreien, die sie nun nach Abschaffung der Rotation gar nicht mehr los werden.

Dieter Burgmann, Hohenstadt

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