Im Düsteren inszeniert

 ■ S T A N D B I L D

(Die Gleichung geht nicht auf, Mo., 9.4., ZDF, 19.30 Uhr) Falsche Liebe, Leidenschaft... nennt sich die Reihe beim ZDF, in deren Namen seit ein paar Wochen verfilmte „Psychothriller“ nach Krimis des französischen Vielschreiber -Paares Pierre Boileau und Thomas Narcejac gezeigt werden. Daß all diese Fernsehfilme - zwei stehen noch aus - in Koproduktion mit Telfrance Paris und dem italienischen RAI 2 entstanden sind, verleiht dem Ganzen zwar die internationale Weihe, macht's aber auch nicht besser. Die Bücher von Boileau/Narcejac - zumindest ihre frühen - haben die Krimi-Fans gespalten: Entweder man mochte - wie ich das Düstere, Unheilvolle, das zuverlässig katastrophale Ende -, oder man hat diese Ausweglosigkeit verabscheut als überkandidelt und konstruiert. Wie man Boileau/Narcejac -Krimis verfilmen kann, hat Hitchcock mit Vertigo vorgeführt. Und wie man es nicht machen kann, auf keinen Fall, zeigt diese Reihe im ZDF.

Boileau/Narcjac-Krimis changieren zwischen Normalität und Wahn, zwischen Unheil und Alltäglichkeit, zwischen Liebe und Verrat. Immer wird einer übertölpelt und merkt es viel zu spät. Und wenn man für solch eine Atmosphäre nur dräuende Musik, hölzerne Gestik, leere Gesichter und geschwätzige Dialoge findet, hat man halt uninspiriert im Düsteren inszeniert, nicht aber Boileau/Narcejac verfilmt. Wie soll man glauben, daß sich der Kommissar, der einen mysteriösen Mord aufklären will, in die Witwe Dietlinde Turban auf den ersten Blick verliebt? Ein stirnrunzelndes Schaufensterpüppchen, das sich für Romy Schneider hält und so schwer an diesem Vergleich zu tragen hat, daß sie sich nur wie eine aufgezogene Blechfigur bewegen kann? Von der erotischen Faszination, die beide ins Verderben stürzt, ist in dieser Inszenierung nichts zu spüren. Und die verschlungene Geschichte vom Mord im geschlossenen Raum, vom Diebstahl der Neutronenbombe, der wiederum nur eine Irreführung war, weil er den Mord am Ehemann als politischen Mord am Rüstungsingenieur erscheinen lassen sollte - diese wirre Geschichte wurde so läppisch, so langweilig redselig ausgewalzt, daß man schon nach zehn Minuten in konvulsivisches Gähnen verfallen mußte. Was soll man aber auch von einem Krimi halten, in dem der Kommissar nach einem Mord zu seinen Mitarbeitern sagt: „Es ist sehr ernst. Geht jeder Spur nach.“

Sybille Simon-Zülch