piwik no script img

Ostern wird durch die taz erst schön!

Sie wissen immer noch nicht, was Sie an diesem Wochenende machen sollen? Wenn auch noch Ihr Fernseher kaputt ist, werden Ihnen unsere Tips sicher weiterhelfen  ■  GELD RAUSWERFEN

Die HausbesetzerInnen der Rosenthaler Str. 68 wollen sich endlich so benehmen, wie sie das von ihren West-Landsleuten gewohnt sind: Heute werfen sie um 17 Uhr aus ihrem Haus 5.000 Westmark zum Fenster raus. Regenschirme und Boxhandschuhe mitbringen. SCHIFFE HEBEN

Womit kann man seine Kinder heutzutage noch beeindrucken? Zum Beispiel mit dem Schiffsfahrstuhl in Nieder-Finow. Von 1927 bis 1934 wurde das Schiffshebewerk ausgebaut. Die Schleppkähne, die den Oder-Havel-Kanal befahren, überwinden dort im Kanal einen Höhenunterschied von 36 Metern. Wer kein Auto hat und zum Fahrradfahren zu faul ist, fährt mit der S -Bahn bis Bernau und dort mit dem Vorortzug nach Nieder -Finow. Wenn man schon mal in dieser Gegend ist, kann man sich auch gleich noch die Klosterruine in Chorin anschauen. TRAMBAHN FAHREN

Abenteuerurlaub in Köpenick: Wer hier Straßenbahn fährt, erlebt den Kampf des Materials gegen das Material. Mühsam und ächzend quält sich die Trambahn die Schienen entlang. Nicht nur für Fans der „Einstürzenden Neubauten“ ein unvergeßliches Klangerlebnis. Nebenbei lernt man auch noch den charmanten Stadtbezirk kennen, sofern die beschlagenen Fenster einen Blick nach draußen erlauben. WÜSTENTRAINING

Wer immer noch an Errungenschaften des Sozialismus glaubt, muß über Ostern eine Strafexpedition nach Eisenhüttenstadt machen. Die „erste sozialistische Stadt“ wurde 1951 gegründet. Sie besteht ausschließlich aus Neubauten und verfügt über ein Hotel mit Namen „Aktivist“. Als „sehenswert“ werden im offiziellen DDR-Reiseführer die Hochhäuser in der Leninallee bezeichnet. SCHWEINE ZÄHLEN

Eine Rundfahrt besonderer Art bietet der „Schweinebus“, der am S-Bahnhof Schönefeld startet. Von dort geht es eineinhalb Stunden über die Dörfer im Süden Berlins. Am besten steigt man dann an der Station Drewitz in Potsdam aus. Von dort aus geht man am DEFA-Gelände entlang die August-Bebel-Straße hoch und spaziert direkt ins Villenviertel Babelsberg hinein. In der Karl-Marx-Straße 27 findet sich das Stalin -Haus, in dem Stalin anläßlich des Potsdamer Abkommens wohnte. Eine anachronistische Wandtafel weist auf diese zweifelhafte Ehre des Hauses hin. In Babelsberg liegen Villen in sämtlichen Stilrichtungen von Ende des 19. bis zum 20. Jahrhundert. In der Spitzweggasse 3 beispielsweise einer der ersten Bauten des Architekten Mies van der Velde. BRÜCKEN GUCKEN

Berlin hat mehr Brücken als Venedig. Zählen kann man von Bord der Weißen Flotte. Sie sticht an allen Feiertagen um 11.15 Uhr ab Friedrichshagen (Müggelpark) und Treptower Hafen in See. EROTICA KAUFEN

Im Fotoladen am Alexanderplatz wird für EVP 11,95 Mark der erste DDR-Porno angeboten: „Erotica in Weiß und Rot“, ein Abfallprodukt der DEFA-Spielfilmstudios. Ein Dia-Film, 34 Bilder, ungerahmt, denn der Sozialismus schuf auch Durchlauf -Diaprojektoren! Leider ist der sog. Geschlechterverkehr nur auf einem einzigen Bild zu sehen, und auch dieses Motiv der Mann liegt wie eine Bulette platt und schlapp auf der Frau, die zum Fenster hinauszusehen scheint - wirkt eher wie eine Zwangspause aufgrund absinkenden Erektions -Anstellwinkels. Befreit die DDR von diesem Schund! Ausfuhr erlaubt!

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen