piwik no script img

Demo für Ex-König

■ Rumänische Regierung verbietet Ex-König Michael die Einreise / Bauernpartei und Nationalliberale für konstitutionelle Monarchie

Bukarest (afp/taz) - Etwa tausend Personen haben am Donnerstag abend im Zentrum von Bukarest gegen die Entscheidung der rumänischen Behörden demonstriert, dem Ex -Monarchen Michael das Einreisevisum zu entziehen. Die Übergangsregierung rechtfertigte diesen Entschluß in einer Fernsehsendung mit der Begründung, der als privat angekündigte Besuch des Ex-Königs habe bereits im Vorfeld eindeutig politischen Charakter angenommen. König Michael selbst sprach sich in einem Interview mit dem französischen Fernsehen für eine konstitutionelle Monarchie aus.

„Der König mit uns, nieder mit Iliescu, nieder mit der Nomenklatura“, skandierte die Menschenmenge auf dem Bukarester Universitätsplatz. Ex-König Michael hatte am Donnerstag nach vierzig Jahren im Exil seiner Heimat einen Besuch abstatten wollen. Die Behörden hatten ihm in letzter Minute das Einreisevisum entzogen. Die nationalliberale Partei Rumäniens nannte diesen Schritt der Regierung „antidemokratisch“. Auch die Gruppe für den gesellschaftlichen Dialog, in der Intellektuelle zusammengeschlossen sind, darunter zwei Minister, kritisierte die Entscheidung der Regierung. Die Einreiseverweigerung stelle keinen Akt dar, „auf den die Revolution stolz sein kann“, hieß es in einer Erklärung.

Unterdessen rief die neugegründete antimonarchistische Liga die Bevölkerung im Fernsehen dazu auf, ihr Mißfallen über den geplanten Besuch des Ex-Königs zum Ausdruck zu bringen. Der rumänische Ministerpräsident Petre Roman rechtfertigte im Fernsehen die Entscheidung mit der Begründung, Michael habe für die Einführung der Monarchie werben wollen.

Der 69jährige Monarch gehört der vierten Generation der 1866 gegründeten Dynastie an. Gegründet wurde das Herrscherhaus von Karl von Hohenzollern-Sigmaringen. 1940 wurde Kronprinz Michael von seinem Vater Carol II. zum König ausgerufen. Im Jahre 1947 mußte er abdanken. Fünf Tage später ging er ins Exil, Rumänien wandelte sich zu einer Volksrepublik.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen