: Greenpeace warnt: Dresdens Trinkwasser ist in akuter Gefahr
■ Bei ihrer ersten Aktion in der DDR leiteten die UmweltaktivistInnen chlorhaltige Abwässer in das Zellstoffwerk Pirna zurück / Die Partnerstadt Hamburg soll bei der aufwendigen Sanierung helfen
Berlin/Dresden (dpa/taz) - Das Trinkwasser und die Gesundheit der BewohnerInnen Dresdens sind in akuter Gefahr. Zu diesem Schluß kamen zehn Greenpeace-AktivistInnen aus beiden deutschen Staaten am Dienstag als sie die Ergebnisse ihrer ersten Aktion in der DDR veröffentlichten. In Trinkwasserstichproben aus dem Elbuferfiltrat wiesen Greenpeace-Chemiker Chloroform und chlorierte Phenole nach. Die Proben waren anläßlich einer Elbefahrt mit dem Forschungsschiff „Beluga“ entnommen worden, bei der das Team vor dem Zellstoffwerk Pirna vor Anker ging. Seit Jahrzehnten fließen von hier aus gefährliche Chlorverbindungen ungehindert in den Strom. Die UmweltschützerInnen beschuldigten die Werksleitung, täglich rund 100 Tonnen organischen Schmutz in die Elbe zu leiten. Darunter vermuten sie schätzungsweise fünf bis zehn Tonnen giftige Chlorverbindungen, die bei der Bleiche des Zellstoffs entstehen. Greenpeace-Chemiker Christoph Thies erklärte am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Dresden, daß die Abwassereinleitungen vor allem durch das Zellstoffwerk Pirna die Elbe zum am stärksten vergifteten Fluß Europas, wenn nicht der Welt machten.
Mit einer „Umleitungsaktion“ unter den Augen der AnwohnerInnen sorgten die Greenpeace-MitarbeiterInnen dafür, daß die giftigen Abwässer der Zellstoffgiftschleuder für mehrere Stunden nicht in die Elbe, sondern zurück in das Brauchwasserreservoir des Absenders flossen. Greenpeace forderte die Dresdener Partnerstadt Hamburg auf, bei der drindend notwendigen Sanierung des Zellstoffwerks Pirna mitzuhelfen. Die chlorhaltigen Chemiekalien müßten vollständig durch chlorfreie Sauerstoffverbindungen ersetzt werden.
Die „Beluga“ setzt ihre Fahrt bis zur Elbmündung fort, will Ende April die Grenze zur Bundesrepublik passieren und auf ihrem Weg laufend weitere Wasserproben entnehmen.
baep
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