Filigraner Schmetterling

■ Die Düppeler Tischtennis-Männer bleiben nach dem Sieg über Lüdinghausen weiter in der zweiten Liga

Zehlendorf. Draußen vor der Tür der Zehlendorfer Nordschule zogen die Funktionäre des TTC Düppel nervös an ihren Zigaretten. Vielleicht lag vor ihnen das letzte Abenteuer in der 2. Tischtennis-Bundesliga. Denn ihr Verein mußte beim Saisonausklang gegen Union Lüdinghausen gewinnen, um den Klassenerhalt zu sichern. Dementsprechend stocknervös war die Sechsermannschaft. Bereits beim Einspielen schweifte der Blick neidvoll auf die Akteure des sorgenlosen Rivalen.

Den über 100 Zuschauern, die meisten aus Westdeutschland, wurde schon nach den Eingangsdoppeln klar, daß sie an diesem Tag nur kurze Ballwechsel zu sehen bekämen: Aufschlag, Top -Spin, Schmetterschlag, lautete die Devise. Tischtennis nähert sich immer mehr dem Prinzip des sudden death.

Schnell zogen die Südberliner auf 3:1 davon, weil Karsten Fischer, ein ungelenk wirkender Techniker, sowie der Indonesier Purwita ihre Gegner mit schwer berechenbaren Aufschlagvarianten nervten. Die Geduld des westfälischen Sixpacks war darob arg strapaziert, aber lautstarke Proteste beim Oberschiedsrichter fruchteten nicht.

Die Düppeler Schwachstelle war ausgerechnet die Spitzengruppe. So redlich sich auch die Nummern eins und zwei, Dany Gunawan sowie Frank Kasiske, abmühten - gegen den Lüdinghauser Schwedenimport Gullberg und den bierbäuchigen Filigranwerker Daus blieben sie im ersten Durchgang ohne Chance. Es stand unentschieden 3:3.

Dann die Paarungen der Mittelgruppe. Von den Berliner Fans frenetisch bejubelt, lieferten sich Düppels mittleres Paarkreuz Dirk Krützfeldt und der 16jährige Mirko Pawlowski mit ihren Gegnern Wlosik beziehungsweise Lewandowski packende Duelle. Schließlich hatten die einheimischen Zelluloidschläger das bessere Ende für sich: Krützfeldt erkannte gerade noch rechtzeitig, daß man einen Koloß wie Lewandowski rennen lassen muß, während sich der heimtückische Konterspieler Wlosik dem ausgefuchsten Schmetterling Pawlowski beugen mußte. Lüdinghausens Nummer drei bewies dennoch, daß man nicht dem klassischen Lehrbuch frönen muß, um im Tischtennis mithalten zu können.

Zunächst konnte kein Team einen uneinholbaren Vorsprung herausholen. Karsten Fischer verlor sein Einzel. So blieb es ausgerechnet dem phlegmatischen Zweifler und Berliner Meister Frank Kasiske vorbehalten, die Klasse zu erhalten. Urplötzlich von der Pingponggöttin mit Mut und Schußkraft reich beschenkt, fegte er Daniel Daus nach verlorenem erstem Satz regelrecht von der grünen Platte. So stand es vor dem Entscheidungsdoppel 8:6 für den Gastgeber. Den Schlußpunkt unter eine nervenaufreibende Zweitligasaison setzten letztlich Gunawan und Kasiske, die - Einigkeit macht stark den besseren Solisten Gullberg und Daus das Nachsehen gaben. Spiel, Satz und Sieg TTC Düppel.

Tischtennis-Berlin lag sich in den Armen: Der TTC spielt auch nächstes Jahr in der zweiten Liga. Doch ob die Zukunft weniger an die Nerven geht, steht dahin. Ohne Verstärkungen, befürchten die Funktionäre, wird man sich im kommenden Jahr wiederum nicht im gesicherten Mittelfeld etablieren können. Und ob ein Riesentalent wie Mirko Pawlowski sich auf Dauer damit zufriedengibt oder eine Klasse höher wechselt, steht ebenfalls in den Sternen.

Jürgen Schulz