: Rechtsradikale sammeln sich
■ Rechte im Münchner Löwenbräukeller / Auch vorzeitig aus der Haft entlassener Rechtsextremist Roeder dabei / Nach versuchtem Marsch auf die Feldherrenhalle zwölf vorübergehende Festnahmen
München (taz) - Im Münchner Löwenbräukeller versammelten sich am vergangenen Wochenende rund 800 Neonazis aus Deutschland Ost und West. Unter ihnen waren auch Größen aus der rechtsrextremen Szene wie Michael Kühnen und Manfred Roeder. Der Chef der rechtsterroristischen „Deutschen Aktionsgruppe“ wurde erst Mitte Februar vorzeitig aus der Haft entlassen. Grund: Der Bundesgerichtshof in Karlsruhe erließ dem wegen Rädelsführerschaft in einer terroristischen Vereinigung, Sprengstoffanschlägen und versuchter Anstiftung zum Mord zu 13 Jahren Haft Verurteilten, um „zu erproben, ob der Verurteilte außerhalb des Strafvollzugs keine Straftaten mehr begehen wird“. Gleichzeitig stellten die Richter jedoch fest, daß ihm ein Widerruf des Straferlasses nicht nur droht, wenn er „Gewalttaten“ verübt, sondern auch bei anderen Delikten wie beispielsweise Volksverhetzung oder Beleidigung.
Fest steht, daß in dem Münchner Biersaal allen voran der selbsternannte Historiker aus dem rechten Lager, David Irving, wie schon so häufig, die Ausschwitzlüge propagierte. „Auschwitz ist eine Attrappe“, behauptete der Brite Irving. Verfassungsschützer und Polizei waren anwesend, griffen jedoch nicht ein. Eingeladen zu diesem braunen Treffen hatte das FAP-Mitglied, Ewald Althans unter dem illusteren Titel: Geschlossene Elternsitzung. Mit von der Partie war auch der alte NS-Generalmajor aus dem Allgäu, Otto Ernst Remer.
Die „Elternversammlung“ allein reichte den forschen Neonazis jedoch nicht. Rund 250 von ihnen fühlten sich stark genug danach einen Marsch auf die Münchner Feldherrenhalle zu inszenieren, wie dereinst Hitler und seine NS-Schergen am 23. November 1923 nach ihrem versuchten Putsch im Münchner Bürgerbräukeller. Wenige Meter vor ihrem symbolträchtigen Ziel, stoppte die Münchner Polizei den rechten Demozug der Neonazis. Zwölf von ihnen wurden wegen Widerstand, Körperverletzung und Beleidigung vorübergehend festgenommen.
lui
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen