Grapo-Hungerstreik in der Sackgasse

Fast fünf Monate dauert der Hungerstreik / Zwangsernährung hat ihn entdramatisiert / Spanische Presse ignoriert die Gefangenen  ■  Aus Madrid Antje Bauer

Von einem Hungerstreik könne nur mehr bedingt gesprochen werden, erklärt eine Sprecherin des spanischen Justizministeriums gegenüber der taz. Normalerweise sterbe ein Mensch, nachdem er 40-45 Tage lang keine Nahrung aufgenommen habe. Das gesundheitliche Befinden der Grapo -Gefangenen sei jedoch gleichbleibend, obwohl sie bereits fünf Monate hungerstreiken.

40 Mitglieder der „Antifaschistischen Widerstandsgruppen 1.Oktober“ (Grapo) verweigern seit dem 30. November die Nahrungsaufnahme, um ihre Wiederzusammenlegung zu erreichen. 20 ihrer Genossen haben inzwischen aufgegeben. Nachem sich im Febraur die Situation der Gefangenen dramatisch zugespitzt hatte, viele von ihnen im Krankenhaus wegen Magengeschwüren, Lähmungserscheinungen, Erblindung und Herzbeschwerden behandelt wurden und von Tag zu Tag mit dem ersten Toten gerechnet wurde, wurde unter Zustimmung der Gerichte nach und nach die Zwangsernährung in die Hände der Ärzte gelegt. Zuvor war Zwangsernährung nur erlaubt gewesen, wenn der Gefangene im Koma lag. Nach dieser Entscheidung aber wurden die Gefangenen mit kräftigen Infusionen gepäppelt. Die Regierung zeigte weiterhin keinerlei Bereitschaft, auf die Forderung der Gefangenen einzugehen. Auch die Presse berichtete nicht mehr über den Hungerstreik.

Das änderte sich erst wieder als am 27. März der Chefarzt für Innere Medizin am Krankenhaus von Saragossa, Jose Ramon Munoz Fernandez, in seinem Behandlungszimmer erschossen wurde. Munoz Fernandez hatte vor Gericht das Recht gefordert, die Gefangenen zwangszuernähren. Das Attentat, das ein Schlag gegen die Zwangsernährung sein sollte, hat wenig ausgerichtet. Die Sicherheitsmaßnahmen wurden verstärkt, die Zwangsernährung ging weiter.

Inzwischen befinden sich nur noch zwei Gefangene im Krankenhaus, die übrigen wurden in den Knast zurückverlegt. Nach Angaben des Justizministeriums besteht in den Knästen ein ständiger Wechsel zwischen Hungerstreik und mehr oder minder erzwungener Ernährung. Kreise der Angehörigen der Gefangenen erklärten gegenüber der taz, die Hungerstreikenden seien sehr geschwächt und apathisch, jedoch fest entschlossen, weiterzumachen.