„PotsDaimler“ Platz?

■ „Perspektive Berlin“ lud zu Diskussion zum Potsdamer Platz / Senator Nagel: statt Bund soll künftig Daimler-Benz die „rot-grünen Flausen“ bezahlen / SPD für Option, AL dagegen, CDU hält sich raus

Wedding. „Irgendeiner muß doch die rot-grünen Flausen auch bezahlen.“ So Bausenator Nagel gestern auf einer Diskussion der „Perspektive Berlin“ in den Berliner Bildhauerwerkstätten zu der Fragestellung, ob der Potsdamer künftig besser PotsDaimler Platz heißen solle. Er will trotz aller Kritik bereits im Vorfeld eines Wettbewerbsverfahrens eine Option für Daimler-Benz abgeben. Unterstützt wurde er von Clemens Thurmann von der SPD (Ost). Eine Haltung, die ein Architekt stellvertretend für die zahlreich erschienenen Stadtplanungsinteressierten wütend mit „Was soll ich dann hier noch diskutieren?“ kommentierte.

Zustimmung fand Volker Hassemer (CDU) mit seiner Kritik der rot-grünen Bau- und Stadtplanungspolitik, die er als „rotzfreches Kundtun von Ergebnissen“ ohne sich einem Herausforderungs- und Diskussionsprozeß gestellt zu haben, abtat. Er hätte, meinte Hassemer, „als Senator eine Option nie toleriert“. Die Frage, ob die CDU für eine Stornierung der Option sei, beantwortete er nicht. Hilde Schramm von der Alternativen Liste erklärte „aus einer hilflosen Position heraus“, daß die AL gegen eine Option stimmen werde.

Das Publikum, dem Nagel eine „Haltung, die immer wieder die Abhängigkeit von anderen (in diesem Falle dem Bund, d.Red.) will“, vorwarf, diskutierte auf der Grundlage der Arbeitsplatzfrage jedoch auch Alternativen dazu, den symbolbehafteten Potsdamer „Platz der Täter“ an Daimler „mit seiner historischen Verantwortung“ zu vergeben. Wenn, wie derzeit wieder, „die Völker Europas auf diese Stadt schauen“, so ein Podiumsteilnehmer, sei es wichtig zu überlegen, welche Signale man ihnen gebe. Erforderlich, darin waren sich die meisten Teilnehmer einig, sei ein öffentlicher Diskussionsprozeß, der wieder zu einer Planungskultur führe, die den Hauptstadtgedanken am negativen Beispiel anderer „kollabierender“ Weltstädte messe. Vielleicht läßt sich in einem solchen Prozeß auch klären, ob die Fläche der Staatsbibliothek nach einer Vereinigung verdoppelt werden soll, oder ob für Daimler-Benz die einzige Lösung der Potsdamer Platz sein kann. Für beide „Dinosaurier“ (Hassemer) ist jedenfalls kein Platz, zumal wie der Ostberliner Historiker Laurenz Demps ausführte - der Potsdamer Platz bis in eine Tiefe von 60 Metern „löchrig wie ein Schweizer Käse“ ist.

Sigrid Bellack