: Die Musik, die bleibt besteh'n
■ Bremens Musikleben / Diskussionsmatinee bei der Shakespeare Company
Obwohl Sonntag und Sonnenschein zugleich herrschten, kam doch ein wenig Publikum zusammen, und gar in der Mittagszeit. Die Bremer Shakespeare Company hatte zu einer Matinee geladen. Thema: Situation und Utopien der Musikschaffenden. Auf dem Podium saßen Männer und Frauen aus verschiedenen Sparten des Bremer Musiklebens versammelt.
Dieses Musikleben, so zeigte sich, wenig überraschend, befindet sich in einem beklagenswürdigen Zustand. Fast alle Teilneh
mer sind mit ähnlichen Problemen konfrontiert.
Es fehlt an Geld. Radio Bremen muß mit immer weniger auskommen, die MusikerInnen-Initiative (MIB) kann manche Projekte aus Geldmangel nicht durchführen, der ganzen Rock -Szene geht es so und die Nöte von Dacapo sind ja stadtbekannt.
Es fehlen Räume zum Üben, und es fehlt ein Raum, ein vernünftiger, für Konzerte. Der ehrenamtliche Organisator der Philharmonischen Gesellschaft beklagte, daß die Renovierung der beiden
Glocken-Säle seit Jahren überfällig ist. Und manchen ist die Miete für diese Säle oder die Kunsthalle einfach zu teuer.
Und das Publikum, hört man, geht auch nicht hin, wo es soll. Die Philharmonische Gesellschaft hätte gern ein jüngeres, aber vier Fünftel der Plätze sind von Abonnenten okkupiert. Und die Atmosphäre im Kleinen Glocken-Saal hat schon was Gruftiges. Für Neue Musik, als wir da haben Dacapo oder Radio Bremens Pro Musica Nova oder das Bremer Podium, da schwingen sich sowieso
nur die wenigsten aus dem Sessel.
Aber die Musizi, die bleibt besteh'n: Utopische Vorstellungen verbanden sich mit dem Gedanken, erst einmal ein paar inkompetente Beamte aus der Kulturbehörde zu feuern. Der Name Hoffmann fiel. Und die Rahmenbedingungen, die müßten besser werden, und die Gruppen, die müßten zusammenarbeiten, auch viel besser.
Sobald die Diskussion sich auf das Feld der Kulturtheorie begab, erblaßte sie ein wenig. Unternehmungen waren gefordert, die „anders“ seien, der Funktion von „Musik als Droge“ entgegenwirkten. Wie das freilich vonstatten sollte, wußte auch noch niemand.
Eher ging es wohl auch darum, eine Bestandsaufnahme vorzunehmen. Und das geschah in erstaunlicher Eintracht. Oft war es zu hören: „Wir müssen alle an einem Strang ziehen.“ H. Schmid
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