: Niedersachsen naturschutzlos
■ Umweltschützer kritisieren Feuchtwiesenvernichtung
Wenn es nach der niedersächsischen Landesregierung geht, wird demnächst eine der letzten intakten Feuchtwiesen -Niederungen Niedersachsens, die Drepte-Niederung, entwässert, der landwirtschaftlichen Nutzung zugeführt und damit zerstört. Über das Entwässerungsvorhaben und seine Folgen informierte die AG Feuchtwiesenschutz, ein Zusammenschluß des BUND Bremen, des WWF Deutschland und verschiedener niedersächsischer Naturschutzverbände gestern auf einer Pressekonferenz.
Die Drepte ist ein rechtsseitiger Zufluß der Unterweser. Heute leuchten dort noch gelbe Sumpfdotterblumen, der seltene Moorfrosch laicht in den Gräben, Libellen und Laufkäfer, Kibitze, Uferschnepfen, Enten und verschiedene Singvögel sind dort heimisch. Der Wasser- und Bo
denverband will nun dort ein Siel neu bauen und den unteren Flußlauf verlängern. Die dafür notwendigen zwei Millionen Mark hat die Landesregierung bereits bewilligt. Kommt das Vorhaben zur Verwirklichung, werden die jetzigen Feuchtwiesenbewohner aussterben.
Die AG Feuchtwiesenschutz wirft der Landesregierung vor, sich ohne naturschützerisches Gesamtkonzept auf begrenzte Alibiaktionen wie das Dümmer-Programm und das Storchen -Programm zu beschränken, um auf der anderen Seite Flurbereinigungen durchzuführen, um für die Landwirtschaft produktionssteigernde Wirtschaftsbedingungen zu schaffen. Das Geld, so Christoph Zöckler vom BUND, könne sinnvoller eingesetzt werden, um Bauern bei der Extensivierung der Bodennutzung zu unter
stützen.
Ausgerechnet in der Drepte-Niederung soll nach Willen des Bremerhavener Wirtschaftsdezernenten Werner Lenz ein Ersatz -Lebensraum für Vögel geschaffen werden, die beim geplanten Ausbau des Flugplatzes Bremerhaven-Luneort vertrieben werden. Der nach dem Bremischen Naturschutzgesetz vorgeschriebene Naturschutz-Begleitplan, der die Umsiedlung der Vögel für „möglich“ hält, beruht laut BUND auf unsachgemäßen Daten. Er zählt beispielsweise nur neun Vogelarten, wo die Naturschutzverbände auf 30 kommen. Weserwassereinleitungen sollen den erforderlichen, leicht salzhaltigen Brackwasserlebensraum herstellen. Martin Rode, Biologe beim BUND: „Das Weserwasser ist zugegebenermaßen salzig.“ bea
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