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Mord im Osten - Verhör im Westen

■ Detective-Joint-venture: Kripo-Leute in beiden Stadthälften verhören seit drei Tagen einen Mordverdächtigen, der nach der Tat vom Prenzlauer Berg ausgerechnet ins Durchgangslager Marienfelde geflohen sein soll / Termin der Auslieferung nach Ost-Berlin ist noch unklar

Berlin. Zum ersten Mal wird in West-Berlin nun ein DDR -Bürger von Kriminalkommissaren aus beiden Teilen Berlins verhört. Dabei handelt es sich um den ersten Mordfall, der in Kooperation von West- und Ostberliner Polizeibehörden aufgeklärt werden konnte. Der 29jährige Detlef M. gab jetzt zu, den 41jährigen Ostberliner Manfred F. am Abend des zweiten Mai in dessen Wohnung im Bezirk Prenzlauer Berg erschlagen zu haben. Einige Tage nach der Tat flüchtete M. nach West-Berlin - ins Durchgangslager Marienfelde. Dort wurde er am Dienstag morgen von der Westberliner Kripo festgenommen. M. sitzt nun in West-Berlin in Untersuchungshaft. Der Generalstaatsanwalt der DDR stellte gestern nach Angaben der Volkspolizei einen Auslieferungsantrag an die zuständigen Behörden im Westen.

Der Täter, der nach Angaben der Volkspolizei mehrfach vorbestraft ist, lernte sein Opfer am Abend des zweiten Mai in einer Ostberliner Kneipe kennen. Dort hätten die beiden zunächst „einen getrunken“. Der schwule Manfred F. lud Detlef M. dann zu sich nach Hause, in die Knaakstraße in Prenzlauer Berg ein. Detlef M. willigte ein, brüstete sich aber zuvor noch einigen Kneipenbesuchern gegenüber damit, „den jetzt ordentlich auszunehmen“. Die beiden seien dann „zielgerichtet in die Wohnung des Geschädigten“ gefahren, erklärte ein Mitarbeiter der Ostberliner Mordkommission gegenüber der taz. Dort habe sich Manfred F. seinem Besucher „sexuell genähert“. Daraufhin begann M. mit mehreren Gegenständen auf den 41jährigen, der als Buffetleiter in der Gastätte „Zu den Arkaden“ gearbeitet hatte, einzuschlagen. M. hörte erst auf zu prügeln, als sein Opfer leblos am Boden lag. Ein Volkspolizei-Mitarbeiter: „Das ist eindeutig Mord.“

Der Täter flüchtete anschließend, allerdings nicht ohne den Videorecorder und den Farbfernseher mitgehen zu lassen. Nach Angaben der Polizei war dann ein weißer Trabant in das Geschehen involviert - ob der von einem Schwarztaxenfahrer oder einem Komplizen gefahren wurde, konnten die Ermittler wegen fehlender Zeugenaussagen noch nicht sagen.

Nachdem er die Beute bei einem Bekannten in der Stargader Straße untergebracht hatte, fuhr Detlef M., der sich bisher als Gelegenheitsarbeiter sein Geld verdiente, zu einem Freund nach Sebnitz bei Dresden. Am 7. Mai kehrte er nach Berlin zurück, um die Beute zu verkaufen. Als er den Fernseher und den Videorecorder abholen wollte, wurde er von seinem Bekannten gewarnt: „Die Polizei sucht dich.“ Detlef M. haute ab und fuhr zum Durchgangslager für DDR-Bürger nach Marienfelde. Dort erkannte ihn am Tag darauf ein Mitarbeiter der Einrichtung anhand eines in der Presse veröffentlichten Fahndungsfotos.

Wann und ob Detlef M. nun vom West- in den Ost-Knast überführt werden soll, konnten die Mitarbeiter der Ostberliner Mordkommission gestern noch nicht sagen: „Da müssen wir erst mal die Rechtslage klären“, hieß es, diese Form von Zusammenarbeit und Ermittlung sei ja noch ziemlich neu.

ccm

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