piwik no script img

45 Grad im Schatten

Hurra, die Agenturen schicken wieder Neues aus der Modewelt: Im folgenden wollen wir die Lieblingsticker der taz -Kulturredaktion der geneigten Leserschaft nicht vorenthalten. Auszüge: „Kunst am Körper und ein Hauch von Kresseduft“, Untertitel: Off-Line-Mode in Ost-Berlin, von 'ap'-Mitarbeiterin Barbara Maaßen. „Lenin verzog keine Miene, als sich die Dame im duftenden Kressekleid an seine steinerne Brust lehnte. 'Dreimal täglich gießen und nachts neu ansäen‘ muß das Model die lebende Kreation Swinda Reichelts (Design-Hochschule Halle). Vielleicht als Antwort auf die trübe Haller Luft entwarf die ehemalige Kindergärtnerin und Industrieschneiderin ihre langen lebenden Gewänder aus Brunnenkresse auf grobem weißen Leinen, in denen sich die Trägerin 'wie in einer kühlen, gesunden Packung‘ fühlen soll.“ Auch der „Cul de Paris“, jene künstliche Wölbung, die das verlängerte Rückgrat der Dame von Welt Ende des letzten Jahrhunderts schmückte, soll am Donnerstag in Ost-Berlin fröhliche Urständ gefeiert haben. Und nun kommt's: „Er lenkte den Blick des prüderen Betrachters vom vorne großzügig geschnittenen Schenkelansatz der langbeinigen Schönen ab.“ Also wie denn nun? Die Schenkel sind doch nicht etwa geschnitten? Oder handelt es sich gar um eine bereits mutierte Form des Mannequins, dem die Garderobe förmlich auf, wenn nicht gar in den Leib gewachsen ist? Und was heißt hier Ablenkung? Der Prüdere hat doch hoffentlich erst gar nicht hingeguckt, und wer sich ablenken lassen muß, kann so gschamig nicht sein. Aber, liebe Frau Maaßen, wir wollen nicht schimpfen: Wann schon stürzt uns die trockene Politkost von 'dpa‘, 'ap‘ oder 'adn‘ in solch erregende Verwirrung! Und ihre Beschreibung der Lösung des Katalysatorproblems für den Trabi durch Gabriele Huck (sic!) aus Hamburg hat uns (und der Ökoredaktion) wirklich zugesagt: „Mit einem Röckchen aus dem Autogrill, das von blauen Mülltütenschleifchen zusammengehalten wird, und mit einem Brustpanzer aus den beiden Rücklichtern läßt sie die modemutige Dame garantiert umweltfreundlich durch den Sommer fahren.“ Bei der Sonderschau Anpfiff von den Gewinnern des Wettbewerbs für „mehr Schönheit und Ästhetik“ auf dem Fußballrasen konnten Sie ja leider nicht mehr dabeisein. Zu gerne hätten wir auch Ihre Betrachtungen des Fußballetts goutiert.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen