Nun bremst der Fahrplan

■ Die Busspuren ermöglichen den Bussen auf dem Kurfürstendamm nun flottes Vorankommen - doch die Verkehrsbürokratie hinkt hinterher

Charlottenburg. Fuhr man früher mit dem Bus auf dem Ku'damm stop and go, immer im Rhythmus des kollabierenden Individualverkehrs, so hat sich dies nun seit Einführung der Busspur geändert. Die Busse fahren zügig. Die Sache hat nur einen Haken. Die Fahrpläne sind noch nicht umgestellt, das heißt, was der Bus zur Zeit an Fahrzeit einspart, holt er an Wartezeit an den entsprechenden Haltestellen nach. Der Fahrgast fährt zwar pünktlich ab, verbringt aber einstweilen die gleiche Zeit im Bus wie vor Einrichtung der Busspuren.

„Skandalös“ findet diese „Bummelei“ der verkehrspolitische Sprecher der AL, Michael Cramer. Er fordert die unverzügliche Umstellung der Fahrpläne und weiß sich damit einig mit Verkehrssenator Wagner, der der BVG „fehlende Flexibilität“ vorgeworfen hat.

Der Direktor der BVG, Lorenzen, gibt zwar dem Verkehrssenator recht, verweist allerdings auf bürokratische Hemmnisse: Die AL wüßte nicht, wovon sie rede, schließlich erfordere eine Fahrplanänderung unter anderem eine Umgestaltung der Dienstpläne. Diese seien mitbestimmungspflichtig und erforderten gewöhnlich einen Vorlauf von vier bis sechs Wochen. Lorenzen hält jedoch einen Konsens mit dem Betriebsrat für möglich, was bedeute, daß die Fahrpläne bereits vor dem planmäßigen Termin 1.September geändert werden könnten. Auf einen Termin, wann mit der Verlagerung der auf dem Ku'damm einzusparenden Busse auf andere Strecken zu rechnen sei, wollte sich Lorenzen jedoch nicht festlegen. Er sieht bereits ein neues Phantom am Busspurhorizont auftauchen: Nach seiner Ansicht behindern die Fahrradfahrer den Busverkehr. Wie soll man, so fragt er, diese je nach Wetterlage unberechenbar die Straßen verstopfende Spezies in Fahrpläne einbeziehen? Womöglich sei die BVG genötigt, gar einen „Sonnenscheinfahrplan“ und einen für Regentage auszuhängen.

Sigrid Bellack