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Der „rote Mandarin“ stellte sich gegen die Weltmächte

„Ho, Ho, Ho Tschi Minh“ hätte heute seinen hundertsten Geburtstag  ■  P O R T R A I T

Hamburg (dpa/taz) - Europas 68er skandierten beim Sturm auf die Bastionen des Establishments seinen Namen. Als erbitterter Antikolonialist, der Europäern und Nordamerikanern gleichermaßen den Kampf ansagte und sie unter hohen Verlusten aus Indochina vertrieb, ging „Ho, Ho, Ho Tschi Minh“ in die Annalen ein. Bis heute unangetastet blieb die verklärte Rolle des „guten Bac“, des „guten Onkels“, wie er sich von seinen Landeskindern nennen ließ, in Vietnam. Öffentlich angegriffen werden dagegen immer lauter unbeliebte Parteiführer von heute.

Vieles an der Biographie Ho Tschi Minhs ist unklar, etwa ob sein Vater kaiserlicher Hofbeamter oder ein armer Bauer war. Auch sein Geburtsdatum ist nicht sicher, doch wurde es offiziell auf den 19. Mai als Staatsfeiertag festgelegt.

1912 heuerte Ho als Schiffsjunge namens Ba auf einem Schiff nach Marseille an. Er verdingte sich als Gelegenheitsarbeiter, trampte nach London, wusch dort in einem Luxushotel Teller und arbeitete dann auf dem Schiff einer Nordamerika-Linie. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs tauchte er wieder in Paris auf - der Hauptstadt der Kolonialmacht, die über seine Heimat herrschte - und arbeitete dort als Fotograf unter dem Pseudonym „Der Patriot“.

1920 wurde er Gründungsmitglied der Kommunistischen Partei Frankreichs. Es dauerte nicht lange, bis Moskau auf den jungen Vietnamesen aufmerksam wurde und ihn zum Agitator ausbildete. Im Sommer 1924 kritisierte er allerdings öffentlich die KP Frankreichs, weil sie sich nicht entschieden genug dem Kolonialismus widersetzte.

Ein paar Monate später ging er nach Kanton in Südchina und organisierte dort die ersten Zellen einer nationalistischen kommunistischen Organisation für Vietnam. 1930 gründete er schließlich die Kommunistische Partei Indochinas.

Einen ersten Aufstand seiner Anhänger schlugen französische Kolonialsoldaten brutal nieder. Ho selbst wurde in Abwesenheit zum Tode verurteilt, konnte aber entkommen und absolvierte in Moskau die Lenin-Akademie.

Dann verlor sich seine Spur bis zum 20.Mai 1941, als er auf vietnamesischem Boden die Unabhängigkeitsfront „Viet Minh“ gründete. Wenige Monate zuvor hatte Japan mit der Besetzung Indochinas begonnen. Ho suchte Unterstützung bei Chinas Generalissimus Tschiang Kai-schek, wurde aber von diesem ins Gefängnis geworfen. In den eineinhalb Jahren Haft schrieb er seine „Notizen aus dem Gefängnis“. Auf Druck der USA, die in Ho einen Gegner der Japaner sahen, kam er wieder frei. Nach der Kapitulation der Japaner proklamierte Ho am 2. September 1945 die Unabhängigkeit Vietnams.

Wenig später, am 19. Dezember 1946, begann der erste Indochinakrieg, der 1954 zur Teilung Vietnams führte. Ho Tschi Minh wollte nach wie vor die Herrschaft über ganz Vietnam, dessen innere Grenze in der Höhe des 17. Breitengrades erst nach freien Wahlen fallen sollte. Im Süden herrschte das prowestliche, strikt antikommunistische Regime von Ngo Dien Diem.

Der Unterstützung Moskaus und Pekings sicher, schickte der Revolutionär schon von 1958 an die Vietcong in den Süden. Nachdem die USA zunächst die militärische, dann auch die finanzielle Hilfe eingestellt hatten, kapitulierte Südvietnam am 30. April 1975.

Ein vereintes kommunistisches Vietnam konnte Ho Tschi Minh nicht mehr erleben. Sechs Jahre vor dem Fall von Saigon, heute Ho-Tschi-Minh-Stadt, starb er nach einer Herzattacke.

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