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Israelischer Soldat richtet Blutbad an

■ Acht Araber von 21jährigem Israeli erschossen / Sieben Tote und Hunderte Verletzte bei Protesten / Palästinenser rufen Generalstreik aus

Tel Aviv (taz/ap) - „Wir sollten aus dem Auto steigen, mit dem wir am frühen Morgen aus Gaza angereist waren“, sagte Halil abu Amza, einer der Verletzten im Krankenhaus. „Der Täter nahm uns unsere Ausweise ab, und wir sollten uns zu je zehn in zwei Reihen aufstellen. 'wißt ihr, warum ihr hier seid?‘ fragte er uns. Als wir dies verneinten, sagte der uniformierte und mit einem Armeegewehr bewaffnete Israeli 'um so besser‘ und eröffnete das Feuer. Er versuchte, uns alle zu töten. Manche von uns konnten entkommen, die meisten wurden aber getötet oder verletzt. Als der Israeli mit uns fertig war, nahm er eines unserer Autos und fuhr davon. Niemand half uns, bis endlich die Krankenwagen, etwa zwanzig Minuten später, kamen.“

Acht palästinensische Arbeiter wurden bei dem Massaker auf dem sogenannten „Rosengarten“ von Nes Ziona, südlich von Tel Aviv, am Sonntag morgen erschossen, sieben weitere schwer verletzt, und mindestens vier erlitten leichtere Schußwunden. Auf dem Rosengarten, auch „Sklavenmarkt“ genannt, versammeln sich täglich arbeitsuchende Palästinenser. Der Täter, ein 21jähriger Israeli wurde nach seiner Flucht festgenommen und verhört. Laut Polizeiangaben nannte er verschiedene Gründe für seine Tat, darunter auch Liebeskummer. Wegen seiner Neigung zu Gewalttätigkeit war er vorzeitig aus der Armee entlassen worden.

Unmittelbar nach Bekanntwerden des Anschlags kam es in den besetzten Gebieten zu einer Explosion der Gewalt, in deren Verlauf fünf Palästinenser von der israelischen Armee getötet und „mehrere hundert“ verletzt wurden. Die Armee verhängte gestern über rund eine Million Palästinenser im Gazastreifen und den großen Städten des Westjordanlandes eine unbefristete Ausgangssperre.

Israels Ministerpräsident Izchak Schamir verurteilte den Terroranschlag als „Wahnsinnstat“, und Präsident Chaim Herzog erklärte: „Jeder Israeli und die gesamte Nation ist von dieser Tat des Irrsinns erschüttert“. Der Minister für arabische Angelegenheiten, Ehud Olmert, zeigte sich überzeugt, daß die Tat „nichts mit der Intifada zu tun hat“.

Der Bürgermeister von Bethlehem hielt indes dagegen, daß solche Straftaten nicht verwunderlich seien, „wenn Rabbi Levinger für den Mord an einem Palästinensers nur sechs Monate bekommt.“ Die Führung des Palästinenseraufstands rief zu einem dreitägigen Generalstreik in den besetzten Gebieten aus. Auch der PLO-nahe Politiker Faisal el Husseini machte die „rechtsradikale“ Politik der Regierung verantwortlich: „Selbst wenn der Täter geistig verwirrt war, schuld ist die Regierung, die durch ihre Politik das Klima entsprechend vergiftet hat.“

Amos Wollin

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