: „Die Toten waren für sie wie Müll“
■ Demonstrationen in Panama-Stadt / Erneut Entschädigungen für US-Intervention gefordert / Bush blieb untätig / Menschenrechtsorganisationen untersuchen „Kriegsverbrechen“ der USA
Panama (afp/dpa) - Tausende haben am Sonntag vor der USA -Botschaft in Panama demonstriert. Sie haben erneut Entschädigungen für die während der US-Intervention im Dezember entstandenen Schäden verlangt und kritisierten auch die Regierung von Präsident Guillermo Endara. Die Bewohner des Stadtteils El Chorillo, in dem das Hauptqartier des gestürzten Militärmachthabers Manuel Noriega lag, waren durch Bombardements während der US-Intervention Ende Dezember 1989 obdachlos geworden. In einem Protestschreiben an US-Präsident George Bush wiesen sie darauf hin, daß die Regierung noch nichts zur Lösung ihrer Probleme getan hätte. Bis heute gäbe es für sie weder Ersatz für den zerstörten Wohnraum, noch Entschädigungen. Etwa 300 Menschen kamen anschließend auf einem Friedhof von Panama-Stadt zu einem Gottesdienst zusammen. Vor einem Massengrab mit 106 während der Intervention getöteten Opfern sagte die Vorsitzende des „Komitees der Familienangehörigen der Toten und Verschwundenen vom 20. Dezember“: „Sie haben unsere Toten wie Abfall behandelt.“
Menschenrechtsorganisationen versuchen in Panama seit fünf Monaten, gegen den Widerstand von Regierungsstellen und US -Behörden, die blutigen Ereignisse bei der US-Invasion im vergangenen Dezember aufzuklären. Sie gehen davon aus, daß die US-Truppen ein Blutbad unter der panamaischen Bevölkerung angerichtet haben. Die Regierung spricht von nur 500 Toten, während die Opposition in Panama mehr als 2.000 Todesopfer ermittelt hat. 20.000 bis 25.000 sind obdachlos geworden. US-Militärs begingen laut Augenzeugenberichten Kriegsverbrechen, ermordeten Gefangene und erschossen unbeteiligte Zivilpersonen. Auf die US-Justiz wird eine Prozeßwelle zukommen. „Es handelt sich eindeutig um Kriegsverbrechen“, die gegen das Völkerrecht, gegen internationale Abkommen und gegen die US-Gesetzgebung verstießen, meint der Rechtsanwalt Felipe Waisome in Panama -Stadt, dessen Kanzlei über 500 Kläger vertritt.
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