Bremer Luft wird giftgemessen

■ Mit 'BLUES‘ geht es jetzt los, rund um die Uhr und an fünf Meßstellen / Bremer Luft ist „relativ gut“

Als vorletztes Bundesland mißt nun auch Bremen täglich und vorsorglich nach, wieviel Gift und Dreck die BürgerInnen notge

drungen zusammen mit der Stadtluft einatmen. An fünf Meßstellen in Nord, West, Mitte, Ost und Bremerhaven werden rund um die

Uhr und alle 10 Sekunden die Luft-Belastungen durch die „Leitsubstanzen“ Schwefeldioxid (SO2), Stickstoffoxiden (NO2), Schwebestaub, Kohlenmonoxid (CO) und Ozon (O3) ermittelt, im zentralen Computer gespeichert, per Tagesdurchschnitt berechnet, die tägliche Gift-Spitze und der aktuelle Wert um 12 Uhr mittags festgehalten. Das Ganze Verfahren, computerentwickelt durch die Bremer Uni, hat den schönen Namen „BLUES“ (Bremer Luft-Überwachungs-System) und wird von der Referentin der Umweltsenatorin, Dr. Hirsch, engagiert gemanagt, schließlich in Monats-und Jahresberichten zusammengefaßt und für den Smog -Frühwarndienst und als Datengrundlage gesammelt.

„Insgesamt sind die Werte in

Bremen ganz ordentlich, aber wissen Sie, bei der Luft hat man's gern immer noch besser“, bekannte Dr. Hirsch in schönstem Schwäbisch vor der Presse. An großen Straßenkreuzungen und in der Niederschlagsfahne der Kraftwerke ist wenig Luft in der Luft. Das relative Glück kommt vom Westwind, der die Gifte aus Kraftwerken, Hausheizungen und PKW übers flache Land gut über andere Gegenden pusten kann.

Mit den Zahlen ist es überaus schwierig. Veröffentlicht man alle, heißt das, einen Zahlensalat von einer halben Seite zu servieren. Nimmt man die Tages-Spitzen, sagt das nichts über die Durchschschnitts-Belastung. Nimmt man den Wert um 12 Uhr, werden die Gift-Hits zu den Verkehrsspitzenzeiten morgens und

abends unterschlagen.

Wer sind die ÜbeltäterInnen? SO2, das Schwefelgift des sauren Regens, kommt aus Kraftwerken, Öfen und Dieselmotoren, von überall da, wo Kohle oder Diesel verbrannt werden. CO kommt zu 90% aus den Auto -Auspuffrohren. Und Ozon, dreifacher Sauerstoff, was sich so enorm gesund anhört und nur ganz oben im Ozonloch gut ist als UV-Filter, ist auf der Erde ein giftiges Reizgas für Augen, Nasen, Bronchien.

Katalysatoren in Autos und Entstickungs-Anlagen in Kraftwerken lassen die Werte, viel zu langsam, sinken. Aber „Umweltschutz, das ist nicht immer nur was für die anderen“, findet Dr. Hirsch, „das geht durch Strom und Heizung sparen, Rad statt Auto fahren.“

Susanne Paa