Ziemlich grün in die deutsche Einheit

Zukunft der Grünen Liga in Deutschland auf ihrem Kongreß beraten / Sie sieht keinen Sinn darin, sich neben westdeutschen Umweltgruppen behaupten zu müssen / Gesprächskreis mit BRD-Öko-Bewegung vereinbart  ■  Aus Leipzig Thomas Bittner

Die grüne Hoch-Zeit im Lande ist abgeebbt. Vielmehr als Öko -Skandale interessieren den mit Kennzeichen D aufgerüsteten Trabant-Fahrer die Preise auf dem bundesdeutschen Gebrauchtwagen-Markt. Der Status, den sich die Grüne Liga als Sammelbecken der DDR-Öko-Bewegung in den Monaten der Wende erobert hatte, das Auftreten am Runden Tisch und das Ministeramt für 66 Tage sind einer neuen Realität gewichen.

Nun folgt der tägliche zermürbende Kampf auf allen Ebenen: gegen Einweg-Flaschen und Cola-Büchsen, Müllverbrennungsanlagen, Kraftwerke, Autobahnen, Groß- und Kleinflughäfen und Touristen-Vandalismus. Daß sich der VertreterInnen-Kongreß der Grünen Liga am Wochenende statt zum Sammeln zu blasen mit organisatorischen Fragen lang und breit herumschlug, ist nur Ausdruck der Probleme, die sich der Öko Bewegung derzeit in den Weg stellen.

Die knapp 160 VertreterInnen der Grünen hatten die agra -Kongreßhalle nur spärlich gefüllt, die Euphorie des Gründungskongresses von Anfang Februar blieb draußen. Die damals verabschiedete Satzung mußte überarbeitet werden.

Die nun bestätigte Arbeitsweise genau wie die Zusammensetzung des neugewählten SprecherInnenrates tragen zukünftigen Länderstrukturen Rechnung. Im Vorfeld des Kongresses hatte die neu entstandene Lage durch den schnellen deutschen Vereinigungsprozeß für Verwirrung gesorgt. Die Grüne Liga ist als zusammenknüpfendes Netzwerk der DDR-Öko-Gruppen entstanden. Noch in den letzten Wochen begannen auch etablierte Umweltschutzverbände der Bundesrepublik, neues ostdeutsches Terrain zu sichten. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschlands e. V. hat in Sachsen und Thüringen bereits Landesverbände gebildet. Welche Rolle spielt nun die unbedarfte Grüne Liga im gesamtdeutschen Konzert der erfahrenen Umweltverbände, fragten Grüne LigistInnen an.

Die Antwort gab der Leipziger Kongreß in einem mehrheitlich akzeptierten Positionspapier: „Wir können keinen Sinn darin sehen, in einem geeinten Deutschland als ein weiterer Umweltverband neben Dutzenden anderen unseren Namen über Jahre zu retten.“

Ohne sich selbst als Aktionsbündnis auf DDR-Territorium aufzugeben, auch wenn die DDR als selbständige Körperschaft wegfällt, stellt die Grüne Liga den Basisgruppen frei, sich für andere Verbände zu entscheiden. Als Argument für den Verbleib in der Grünen Liga wurde nicht nur die gemeinsame Wende-Herkunft und die genaue Kenntnis der DDR-Umwelt -Spezifik sondern auch die lockere Mitglieder-Struktur genannt. Die Grüne Liga beteiligt sich durch ihren SprecherInnenrat gleichberechtigt an einem in Leipzig vereinbarten Gesprächskreis der Öko-Bewegungen Deutschlands, beschloß der Kongreß.