Ein edles Segelschiff als Notunterkunft für Junkies

■ „Outlaw“ noch im Trockendock / Grüner kritisiert vor Ort: Muffig, verrottet und zu eng

„Ein Luftschloß“ lautet das definitive Urteil des grünen Bürgerschaftsabgeordneten Horst Frehe über das Projekt eines Wohnschiffs für Drogenabhängige. Ab Juli sollen in dem Zweimaster „Outlaw“, für den gerade gegenüber dem Schulschiff „Deutschland“ ein eigener Anleger gebaut wird, rund 20 Notübernachtungsplätze für Drogenabhängige eingerichtet werden. Sechs Stellen werden für die Betreuung der Junkies zu 90 Prozent aus Bundesmitteln finanziert.

Doch das große Segelschiff liegt zur Zeit in Geversdorf bei Cuxhaven im Trockendock. „Das Schiff ist noch im Rohzustand, muffig und verrottet“, meinte Frehe gestern bei seiner zweiten Besichtigung vor Ort. An den in der Deputation versprochenen Termin für die Fertigstellung Anfang Juli glaubt er nicht. Und selbst wenn die Renovierung irgendwann beendet werden könne sei das Schiff für die Betreuung Drogenabhängiger völlig ungeeignet: „Die Abhängigen würden

auf engstem Raum zusammen gepfercht. Ein Ankauf von Häusern wäre nicht nur billiger, sondern auch viel geeigneter.

„In vier Wochen kann das Schiff seinen Zweck erfüllen“, verspricht dagegen Ulf Gredner, Besitzer der „Oste-Werft“, auf der zur Zeit 22 Mann, einige davon Therapiepatienten der „Bremer Drogenhilfe“ in Hohehorst, mit Volldampf zimmern, klempnern und streichen. Eine Diskriminierung der Drogenabhängigen durch die Unterbringung in den kleinen Zweier- und Dreierkajüten auf der „Outlaw“ kann Gredner nicht entdecken. Im Gegenteil: „Das ist doch ein tolles Schiff, damit würde ich am liebsten selber mal segeln.“

Lust am Segeln war es wohl auch, die den Geschäftsführer der „Bremer Drogenhilfe“, Teichert, auf die Idee mit der „Outlaw“ gebracht hat. Tatsächlich ist der 1946 in Mallorca gebaute Zweimaster noch voll einsatzfähig. Die Maschine läuft noch und die Segel werden zur Zeit von Thera

piepatienten in Hohehorst überholt. Doch statt einer Reise in die Karibik, bei der sie einst in Seenot geriet, soll die „Outlaw“ nur noch an einen 350.000 Mark teuren Anleger am Bremer Stephaniekai liegen. So jedenfalls hat es die Deputation mit den Stimmen der SPD beschlossen.

Zusammen mit den Kosten für Kauf und Renovierung wurden für das Übernachtungsschiff mit den höchstens 20 Plätzen dann runde 750.000 Mark aus der Bremer Staatskasse ausgegeben. Das ist zwar wenig für ein schönes Segelschiff, für ein enges Übernachtungsheim aber ziemlich viel, findet neben Horst Frehe auch Helmut Oppermann vom „Arbeitskreis Drogen“. Der betreibt ein Haus in der Roonstraße, in dem zur Zeit 27 obdachlose Drogenabhängige eine Unterkunft gefunden haben. Daß die das betreute Haus nun gegen ein Schiff am Stephaniekai eintauschen sollen, findet Oppermann schlicht eine „Schnapsidee“.

Ase