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Mörderischer Irrtum in Roermond

Kommando von IRA-„Nachwuchskräften“ erschoß „versehentlich“ zwei Touristen / IRA-Führung bedauert „Tragödie“  ■  Aus Dublin Ralf Sotscheck

Die Irisch-Republikanische Armee (IRA) hat sich zu dem Anschlag im niederländischen Roermond bekannt, dem in der Nacht zum Montag zwei australische Touristen zum Opfer fielen. In der in Dublin veröffentlichten Erklärung heißt es: „Die verantwortliche Einheit hat tragischerweise die beiden Männer mit zwei britischen Militärangehörigen verwechselt. Die IRA bedauert die Tragödie zutiefst.“ Politik der IRA sei es, Zivilopfer zu vermeiden.

Die Morde haben in Australien Entsetzen und Bestürzung ausgelöst. Fast ein Viertel der australischen Bevölkerung ist irischer Abstammung. Viele Emigranten haben bisher die IRA und ihren politischen Flügel, Sinn Fein, durch Geldspenden und Informationskampagnen unterstützt. In Roermond drückten Einwohner und Geschäftsleute ihre Besorgnis über die Anwesenheit britischer Soldaten aus, die in der Bundesrepublik, nur wenige Kilometer entfernt, stationiert sind.

Die IRA hat ihre Aktivitäten auf dem europäischen Festland seit 1987 verstärkt. Dafür gibt es zwei Motive: Einmal hat die britische Armee die Überwachungsmaßnahmen in Nordirland perfektioniert, so daß der Spielraum der IRA in ihren traditionellen Operationsgebieten erheblich eingeschränkt ist. Zum anderen ist der Propagandaerfolg bei Anschlägen im Ausland ungleich größer als bei Aktionen in der britischen Provinz. Bereits Ende der siebziger Jahre kam es in Belgien und der Bundesrepublik zu einer Serie von IRA-Anschlägen. Die meisten Mitglieder der verantwortlichen Einheit wurden jedoch gefasst.

Ihre Nachfolger sind vermutlich in Amsterdam stationiert und operieren - relativ unabhängig von der Dubliner IRA -Führung - von Stützpunkten in Nordfrankreich, der Bundesrepublik und den Benelux-Ländern. Anders als damals handelt es sich bei dieser Einheit jedoch offenbar um „Nachwuchskräfte“ mit wenig Erfahrung, denen immer wieder Fehler unterlaufen. Die britische Regierung hat Ende 1988 die Privatfahrzeuge von Soldaten der Rheinarmee mit normalen britischen Autonummern ausgerüstet, um ihre Identifikation zu erschweren. Bereits im letzten Jahr sind bei zwei verschiedenen Anschlägen ein sechs Monate altes Baby und die deutsche Ehefrau eines britischen Soldaten getötet worden. Das Attentat von Roermond deutet auf ein Verhalten hin, durch das jeder Insasse in einem Auto mit britischem Kennzeichen in der Nähe von Militäreinrichtungen zu einem potentiellen Opfer wird. Im Fall der beiden Australier reichten diese Indizien der IRA-Einheit jedenfalls für den Anschlag aus.

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