: „Morgens gesund, abends...“
■ Rauchen und Arbeiten am Beispiel der sechs taz-Stockwerke in der Kochstraße
Kreuzberg. Wie löst der größte selbstverwaltete Betrieb Berlins und der Bundesrepublik, die taz (über 200 MitarbeiterInnen), das Problem Rauchen? Dirk Wildt ging durch die Etagen.
Im Erdgeschoß gibt es offenbar nur deshalb keine Probleme, weil es dort neben Empfang und Küche nur die Kantine gibt. Und dort wird das Rauchen toleriert. Eine spezielle Raucherzone gibt es nicht. Streit gibt es am riesigen Holztisch der Kommune I nur, wenn dort abends oder am Wochenende Arbeitsgruppen tagen. Davon abgesehen ist die Luft rein.
In der Computer-Abteilung hängt die Luft - trotz offenen Fensters - schwer unter der Decke. Doch hier im ersten Stock kein Grund zum Streit. Beide EDV-Spezis, Ralf Clever und Doris Benjack, rauchen. Sie hatten gerade ein Bewerbungsgespräch und überlegen, „ob es gut ist, einen Nichtraucher einzustellen?“ Auch in der Fotoredaktion kein Streß. „Hier wird geraucht“, so Fotoredakteurin Ute Weller.
Die einzige Raucherecke gibt es im zweiten Stock. Unsinnigerweise: Denn hinter den Herzen der taz, den Satzgeräten, qualmen alle. Hier soll es eine militante Nichtraucherin geben, doch „wenn sie da ist, nehmen wir natürlich Rücksicht“, sagt Claudia Mussotta.
Im dritten Stock hat zwar Michael Rediske von der Redaktionsleitung auch als Nichtraucher „keine Probleme“, doch das Fegefeuer ist nicht weit. Am anderen Ende der Etage, der Auslandsredaktion, ist „die Hölle für NichtraucherInnen“, sagt Dorothea Hahn: „Ich komme morgens gesund rein, abends gehe ich mit Halsschmerzen nach Hause.“ Hier, wo Meldungen aus der ganzen Welt ankommen, gibt es kein „konfliktträchtigeres Thema“ als das Rauchen. Eine Lösung gibt es nicht.
Der vierte Stock meldet sich mit Betroffenenberichten auf dieser Seite selbst zu Wort.
In der Verwaltung im fünften Stock ist die Luft frisch. Nichtraucher hätten hier aber nichts zu sagen, berichtet Christiane Lux. Und ihre Kollegin Anja Mirell „quarzt, was das Zeug hält“. In der Abo-Abteilung gibt es für Abhängige und Drogenfreie zwei getrennte Räume.
Im sechsten Stock, dem Archiv, sollen viele taz -Besucher überrascht sein, berichtet Randy Kaufman: „Hier darf geraucht, getrunken und geredet werden.“ Nur wenn dort oben unterm Dach Sitzungen stattfinden, „dann fängt das Streiten mit den Rauchern an“.
diak
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