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Was trägt Charles Bronson unterm Lendenschurz?

■ Zum englischen Westerndrama „Chatos Land“, Sat.1, Sa., 23.50 Uhr

Charles Buchinsky, geboren 1920, war ein amerikanischer Bergarbeiter, der nach oben wollte. Er war ehrgeizig, und nach langen harten Jahren in den Minen erblickte er endlich das Licht der Scheinwerfer. Der neue Schauspieler nannte sich jetzt Charles Bronson, aber es dauerte noch fast zehn Jahre, bis er mit einer Rolle in John Sturges‘ Die glorreichen Sieben (1960) positiv auffiel, und weitere zehn, bis er ganz oben war, im Himmel der Stars.

Bronson spielte in einer endlosen Reihe belangloser Actiondramen und in einigen guten. Darunter Robert Aldrichs Das Dreckige Dutzend und Rene Clements Der aus dem Regen kam. Der Schauspieler war sich dabei aber durchaus bewußt, was er da tat. So sagte er einmal: „Ich bin nur ein Produkt, wie ein Stück Seife, das so gut wie möglich verkauft wird.“

Mit dem englischen Regisseur Michael Winner drehte er Chatos Land. Dieser Western ist - wir schreiben das Jahr 1971, und in Vietnam tobt der Krieg - eine Parabel über die amerikanischen Verbrechen in einem fremden Land. Der Film spielt 1873 in New Mexico. Charles Bronson mimt das Apachen -Halbblut Pardon Chato, der in Notwehr einen Sheriff tötet und fliehen kann. Der fiese Saloon-Besitzer Whitmore (Jack Palance), Bürgerkriegsveteran und erfahrener Indianerkämpfer, verfolgt ihn mit einer 13köpfigen Bürgerwehr. Sie schaffen es aber nicht, Chato zu fangen. Der kennt sich nämlich in seinem Land besser aus und spielt Katz‘ und Maus mit ihnen. Die Weißen finden die Frau des Halbbluts, vergewaltigen sie und nehmen sie gefangen. Chato kann sie befreien und wird nun vom Gejagten zum Jäger. Er legt Stirnband und Lendenschurz an und reitet und rennt von nun an halb nackt durch die Wüste. Dabei sieht er so böse aus, daß selbst Arnold Schwarzenegger mit einem Schmiedehammer ihn nicht aufhalten könnte. Dem Zuschauer wird beim Anblick dieses muskelbepackten Rächers natürlich sofort klar, wie die ganze Sache ausgehen wird.

Bronson spielt recht gut, er schafft es, was recht selten ist, einen überzeugenden indianischen Helden darzustellen. Chato ist so gut wie eine stumme Rolle, er redet äußerst selten. Wenn er spricht, dann nur in seiner eigenen Sprache. Gegen ihn ist Clint Eastwood ein Schwätzer.

Leider hat es Michael Winner nicht versäumt, den Western mit Brutalitäten und Sadismen vollzustopfen, und so bleibt am Schluß des Films nur noch die Frage offen, was Chato da eigentlich unter seinem Lendenschurz trägt. Sind es wirklich seine Kronjuwelen, oder ist es vielleicht doch sein Hirn?

Karl Wegmann

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