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CDU-Ost von Schwester im Westen erdrückt

■ Anfang Oktober wollen sich die Schwesterparteien in Hamburg zusammenschließen / Strittig ist noch die Abtreibungsfrage

Bonn (dpa) - Die Ost-CDU wird im Oktober von ihrer großen Schwester im Westen in die Arme geschlossen: Am 1. Oktober soll in Hamburg der Vereinigungsparteitag stattfinden. Wie CDU-Generalsekretär Volker Rühe gestern vor der Presse mitteilte, sind sich beide Parteivorsitzende, Bundeskanzler Kohl und Ministerpräsident de Maiziere, einig, einen gemeinsamen Parteitag abzuhalten. Das Präsidium der West-CDU hat am Donnerstag abend diese Absicht begrüßt.

Der baldige Zusammenschluß der CDU zur „Partei der deutschen Einheit“ soll laut Rühe ein weiteres Zeichen zur schnellen Vollendung der Vereinigung Deutschlands setzen. Während de Maiziere in einem Interview in der Freitagausgabe der 'Süddeutschen Zeitung‘ deutlich machte, daß er sich den Termin erster gesamtdeutscher Wahlen nicht von Bonn vorschreiben lassen will, geht Rühe davon aus, daß der Wahltermin bald geklärt werden wird.

Die DDR-CDU will am 28. und 29. September ihren letzten eigenständigen Parteitag veranstalten. Nach derzeitigem Stand ist für Hamburg geplant, daß am 1. Oktober die Beschlüsse zur Vereinigung gefaßt werden. Danach soll eine gemeinsame Führungsspitze gewählt werden. Obgleich Rühe sich zu Personalien nicht näher äußern wollte, ist sicher, daß Kanzler Kohl sich um den Vorsitz der gesamtdeutschen CDU bewerben wird. Sein erst im September 1989 auf vier Jahre gewählter Generalsekretär ließ anklingen, daß er auch in Zukunft dieses Amt übernehmen will.

Rühe gab zu verstehen, daß mit einer Vergrößerung der Führungsgremien der Gesamt-CDU zu rechnen sei. So dürfte de Maiziere Anwärter auf den ersten Stellvertreterposten sein. Auf dem Hamburger Parteitag sind 20 Prozent der Sessel für Delegierte aus der Ost-CDU reserviert. Zum jetzigen CDU -Präsidium gehören außer dem Vorsitzenden, dem Generalsekretär und dem Schatzmeister sieben stellvertretende Parteivorsitzende. Dem Bundesvorstand gehören unter anderem 20 weitere gewählte Mitglieder an.

Zur Vorbereitung der Vereinigung kündigte Rühe die Einrichtung von gemeinsamen Arbeitsgruppen an, die sich unter anderem auch um eine „programmatische Verständigung“ über die Abtreibungsfrage bemühen sollen. Dieser Punkt ist der strittigste zwischen den Schwesterparteien. Ansonsten gebe es zwischen beiden Parteiprogrammen bereits eine weitgehende „Nähe“.

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